Zusammenfassung
Es war, als hätte man in Berlin schon das Erscheinen von Rousseaus Abhandlung über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen erwartet: Erst im Juni 1755 waren die Exemplare des Discours sur l’origine de l’inégalité vom Verlag Marc-Michel Rey in Amsterdam ausgeliefert worden, und schon am 10. Juli erschien in der Vossischen Zeitung eine begeisterte Rezension.1 Man weiß in Berlin nicht nur, dass die Schrift, ebenso wie schon der 1750 erschienene umstrittene Discours sur les sciences et les arts desselben Verfassers, bei der Akademie zu Dijon 1751 als Preisschrift eingereicht worden war,2 aber diesmal — zu Unrecht — keinen Preis erhalten hatte, sondern man kennt auch die über die erste Schrift entbrannte öffentliche Debatte in Frankreich und Deutschland.3 Voller Bewunderung für den Autor Rousseau und seine zweite Abhandlung heißt es in der Vossischen: »Er ist noch überall der kühne Weltweise, welcher keine Vorurtheile, wenn sie auch noch so allgemein gebilliget wären, ansiehet, sondern graden Weges auf die Wahrheit zugehet, ohne sich um die Scheinwahrheiten, die er ihr bey jedem Tritte aufopfern muß, zu bekümmern.
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Notizen
Vgl. Samuel S. B. Taylor: »Rousseau’s Contemporary Reputation in France«. In: Studies on Voltaire and the Eighteenth Century. Hg. Theodore Bestermann. Bd. XXVII (Transactions of the First international congress on the Enlightenment IV). Institut et Musée Voltaire Les Delices: Geneve 1963, S. 1545–1574.
— Siehe auch Raymond Trousson: »J.-J. Rousseau et son Œuvre dans la presse periodique allemande de 1750 à 1800« (I). In: Dix-huitième siècle. Paris 1(1969), S. 289–310.
— Wie oft im Fall großer öffentlicher Debatten erschien in Deutschland bald eine Sammlung der wichtigsten Streitschriften: Recueil de toutes les pièces qui ont ètè publièes à la occasion du Discours de M. J.-J. Rousseau. Gotha 1753. — Zum Interesse der jungen Literaten Berlins an der französischen Aufklärung vgl. Ursula Goldenbaum: »Im Schatten der Tafelrunde. Die Beziehung der jungen Berliner Zeitungsschreiber Mylius und Lessing zu französischen Aufklärern.« In: Berliner Aufklärung. Kulturwissenschaftliche Studien. Hg. v. U. Goldenbaum u. Alexander Košenina. Hannover 1999, S. 69–100.
Vgl. die ersten Sätze von Mendelssohns Sendschreiben an den Magister Lessing, S. 235 sowie Mendelssohn an Lessing Ende Oktober 1755 (Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. Bd. 11. Bearb. V. Bruno Strauss, mit Nachträgen v. Alexander Altmann. Stuttgart-Bad Cannstatt (im Folgenden JubA 11), S. 18).
Christian Felix Weiße berichtet in seiner Selbstbiographie, dass er auf seiner Parisreise 1756 Rousseau in Montmorency besuchte und ihm die deutsche Übersetzung seines Discours sur l’origine de l’inégalité überreicht hätte. Vgl. Christian Felix Weißens Selbstbiographie. Leipzig 1806, S. 71.
»Groß und hochfliegend waren die Hoffnungen, mit welchen die bedrückten Völker zudem jungen König emporschauten. Nicht bloß die Preußen, sondern alle Gebildeten Deutschlands.« (Hermann Hettner: Geschichte der deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert. Bd. 1. Berlin-Weimar 1979, S. 342);
vgl. auch Helga Schultz. Berlin 1650–1800. Sozialgeschichte einer Residenz. Berlin 1987, S. 163–166;
siehe auch Martin Fontius/Rolf Geißler: »Französische Aufklärer in Berlin«. In: Aufklärung in Berlin. Berlin 1989, S. 229; schließlich auch Arend Buchholz: Die Vossische Zeitung. Berlin 1904, S. 2.
Die Zensurfreiheit betraf eigentlich nur die Zeitungen, und darin auch nur den Artikel von Berlin. Eine wirkliche Zensur von Büchern und Zeitschriften hatte schon unter Friedrich Wilhelm I. in Preußen nicht mehr gewirkt, eine förmliche Zensur wurde unter Friedrich II. Ende der 40er Jahre wieder eingeführt. Christian Wolffs Rückberufung war von den Aletophilen am Hofe Friedrich Wilhelms I. bereits vorberei-tet worden, auch die Folter war schon zuvor kaum noch zur Anwen-dung gekommen. Vgl. Buchholz: Die Vossische. a. a. 0., S. 15–52; In-grid Mittenzwei: »Theorie und Praxis des aufgeklärten Absolutismus in Brandenburg-Preußen«. In: Preußen in der deutschen Geschichte. Hg. v. Ingrid Mittenzwei/Karl-Heinz Noack. Berlin 1983, S. 29–31.
»Denken Sie sich einen Christen, denken Sie sich einen Menschen, der an die Religion Jesu glaubt, und sie von ganzem Herzen bekennt, nach Potsdam, zwischenden König, Voltaire, Maupertuis und d’Argens. «(Albrecht v. Haller an Johann G. Zimmermann 1749. Zit. nach: J. C. Mörikofer: Die schweizerische Literatur des 18. Jahr-hunderts. Leipzig 1861, S. 43)
Fontius, der auf die Bedeutung der Buchhändler hinweist, führt »ein geradezu klassisches Dokument«, das Promemoria Paul August Schraders von 1756 für die Waisenhausbuchhandlung in Braun-schweig, zum Beleg an: »Beyläufig muß ich hier anführen, daß es eine HauptBuchführer Maxime ist, die gelehrten Zeitungsschreiber zu Freunden zu haben und durch Geschenke dazu zu machen.« (Martin Fontius: Voltaire in Berlin. Zur Geschichte der bei G. C. Walther veröffentlichten Werke Voltaires. Berlin 1966, S. 9.
Fontius zitiert nach: Paul Zimmermann: »Zur Geschichte der Waisenhaus-buchhandlung in Braunschweig«. In: Zeitschrift f. Bibliothekswissenschaft 18 (1901), S. 197).
Vgl. Günter Holzboog: »Moses Mendelssohn und die Situation von Autor und Verleger im 18. Jahrhundert«. In: Moses Mendelssohn und die Kreise seiner Wirksamkeit. Hg. v. Michael Albrecht, Eva J. Engel u. Norbert Hinske. Tübingen 1994, S. 215–248.
So erhielt er durch Fränkels Vermittlung an mehreren Tagen einen Freitisch bei einer wohlhabenden jüdischen Familie sowie eine freie Kammer im Hause einer dieser Familien. Vgl. dazu wie auch zu den dennoch großen Entbehrungen des jungen Mendelssohn: D. Jenisch: »Biographische Skizze Mendelssohns«. In: Moses Mendelssohn: Kleine philosophische Schriften. Berlin 1789, S. 15.
Vgl. die Artikel »Frankfurt an der Oder« und »Halle« in: Jüdisches Lexikon. Bd. 2. Berlin 1930, S. 750 und S. 1365.
Rengstorf hat ein wenig euphorisch, aber doch zu Recht darauf hingewiesen, »daß der junge Mendelssohn keineswegs auf sich selbst und seinen Lehrer David Hirschel Fränkel angewiesen war, als er als Vierzehnjähriger diesem 1743 von Dessau nach Berlin folgte. Damals gab es in Berlin bereits eine Anzahl jüdischer Akademiker, und sie, so wie andere aufgeklärte und z. T. auch schon recht wohlhabende jüdische Häuser sind es gewesen, über die er in der natürlichsten Weise Anschluß an die gebildete Gesellschaft der Hauptstadt Preußens gefunden hat.« (Karl H. Rengstorf: »Judentum im Zeitalter der Aufklärung«. In: Judentum im Zeitalter der Aufklärung (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, 4). Hg. v. Vorstand der Lessing-Akademie. Bremen, Wolfenbüttel 1977, S. 14)
»Wer es wagte, richtiger deutsch zu sprechen, als polnische Juden es damals sprachen, galt für einen Ketzer. […] Das Lesen eines deutschen Buches war nun vollends ein Frevel, der nicht hart genug zu ahnden war.« (Georg Benjamin Mendelssohn: »Moses Mendelssohns Lebensgeschichte«. In: Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Hg. v. G. B. Mendelssohn. 7 Bde. Leipzig 1843 ff. Bd. 1, S. 5)
Vgl. Theodor Wilhelm Danzel: Gottsched und seine Zeit. Hildesheim-New York 1970, S. 335.
Vgl. das Vorwort von Hans-Günter Ottenberg zu: Der Critische Musicus an der Spree. Leipzig 1984 (RUB 1061), S. 25.
Diese respektlose Kritik unternahmen die beiden jungen Leute übrigens unmittelbar nach dem autoritären Fehlurteil der Akademie über den Wolffianer Samuel König, dem Jugement von 1752, und der darauf folgenden öffentlichen Debatte in Deutschland gegen Maupertuis und Euler, in deren Folge Voltaire, der die Partei Samuel Königs ergriff, im Bruch mit Friedrich, der die Partei von Maupertuis nahm, Preußen für immer verlassen hat. Zur Geschichte des autoritären Jugement und der dadurch verursachten öffentlichen Debatte in Deutschland, die vor allem durch die auf Friedrich fixierte Akademiegeschichte Harnacks und die Preußenforschung verfälscht wurde, vgl. Ursula Goldenbaum: »Die Bedeutung der öffentlichen Debatte über das Jugement der Berliner Akademie für die Wissenschaftsgeschichte. Eine kritische Sichtung hartnäckiger Vorurteile«. In: Pierre Louis Moreau de Maupertuis. Eine Bilanz nach 300 Jahren. Hg. v. Hartmut Hecht. Berlin 1999, S. 383–417.
Vgl. E. J. Engel: »Mendelssohn und Spinoza: Dankesschuld und ›Rettung‹«. In: Aufklärung und Skepsis. Studien zur Philosophieund Geistesgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Günter Gawlick zum 65. Geburtstag. Hg. v. L. Kreimendahl. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995, S. 81.
Lessings Drama Die Juden wurde zuerst im 4. Teil seiner Schriften 1754 bei Voß gedruckt, S. 225–312.
Lessings Rezension zu Mendelssohns Philosophischen Gesprächen erschien am 1. 3.1755 in der Vossischen Zeitung (LM 7, S. 13–14).
»Die zunächst jeweils anonym veröffentlichten Briefe (11755) und ihre rhapsodischen Zusätze (11761) trugen ihrem Verfasser Mendelssohn hohe Reputation als Ästhetiker im allgemeinen und als Spezialisten für das Problem des angenehmen Grauens im besonderen ein: Mendelssohns ästhetische Schriften wurden, als früheste Beispiele einer Umkehrung der bisherigen Rezeptionsrichtung, ins Französische übersetzt. 1762 wurden die Briefe über die Empfindungen zutreffend ›als eine Beylage zu den kritischen Betrachtungen‹ Dubos’ gewürdigt. 1768 nannte Christian Günther Rautenberg in der längeren, separaten Anmerkung zu seiner Home-Übersetzung Mendelssohn einen ›unserer scharfsinnigsten Schriftsteller‹ und schloß sich dessen Deutung der vermischten Empfindungen an, um die tatsächliche, vom Engländer nur unzulänglich erläuterte Ursache der Neigung, sich mit traurigen Gegenständen zu beschäftigen, aufzuzeigen.« Auch Johann Joachim Eschenburg folge in den kritischen Anmerkungen seiner Hurd-Übersetzung den Forschungen des »vortrefflichen Philosophen« — »auf den ich überhaupt den Leser bey dieser Materie verweise.« Und Zelle resümiert, daß »Mendelssohn bei seinen Zeitgenossen als derjenige Ästhetiker galt, dem im Unterschied zu den englischen Empirikern eine philosophische, d. h. metaphysische Lösung des paradoxen Wohlgefallens am Schrecklichen am ehesten zu-getraut wurde«. (Carsten Zelle: Angenehmes Grauen. Literaturhistorische Beiträge zur Ästhetik des Schrecklichen im 18. Jahrhundert. Hamburg 1987 (Studien zum 18. Jahrhundert, 10), S. 316 f.)
Nicht ganz unerheblich dürfte für Spinoza wie für Mendelssohn die Tatsache gewesen sein, dass Körper und Sinnlichkeit im Judentum keineswegs in der Weise unter Verdikt stehen wie im Christentum: »Hatten aber die Juden den Leib nur mit Geringschätzung betrachtet, so sind die Christen auf dieser Bahn noch weiter gegangen, und betrachteten ihn als etwas Verwerfliches, als etwas Schlechtes, als das Übel selbst.« (Heinrich Heine: »Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland«. In: Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke — Briefe — Lebenszeugnisse. Hg. v. den Nationalen Forschungsund Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. Weimar 1979 ff. Bd. 8, S. 172).
»The obvious contrast between this apparently cynical disregard for truth and Rousseau’s transparent moral seriousness left even sympathetic, well-disposed critics puzzled. The enigma was not in fact resolved and detracted seriously from proper consideration of the discourses as philosophical works. In the rear of this enigma came a satirical shadow in the press and on the stage, in which a caricatural figure rapidly achieved recognition and acceptance, high-lighting this apparent insincerity and cynism and the paradoxical display. Thus the opinion of both the moderate and the less kindly of his critics was that Rousseau’s polemic works in general were not meant as serious philosophical discussion. They were not, therefore, generally regarded as more than a brilliant, but brash apprenticeship in letters.« (Samuel S. B. Taylor: »Rousseau’s Contemporary reputation«, a. a. O., S. 1554)
»Rousseau’s first discourse was published in 1751 and enjoyed an immediate vogue. From then until the appearance of his Lettre à d’Alembert in 1758, Rousseau stirred almost uninterrupted controversy, and earned for himself an unprecedented reputation as a polemic writer. It is not easy now to realize the grip that controversies had on the intellectual society of the period. The literary journals gave close coverage to them, their themes were taken up in academic prize competitions and not a few involved bitter personal controversy between well-known public figures, or provoked weighty intervention by church, parlement or censorship. It is against this background that we must see the large number of refutations of the first discourse, the academic discourses, the speech at the Sorbonne prize-giving before the assembled councillors of the parlement de Paris and a succession of echoes stretching into the 1770’s.« (Samuel S. B. Taylor: Rousseau’s contemporary reputation. a. a. O., S. 1546)
[Stanislas I. Leszczynski:] Réponse au discours qui a remporté le prix de l’Académie de Dijon. — Diese Antwort des früheren polnischen Königs, der als Herzog von Lothringen in Nancy lebte und dort eine Akademie gegründet hatte, erschien im September 1751 im Mercure de France.
»So far as the public was concerned, the exact content of these polemic works was relatively unimportant. They were seen as a multiple attack on the conventions, basic canons of taste and value-criteria of a cultivated and progressive society. Rousseau was commonly seen to be defending what were patently paradoxes, but doing so with an unmatched skill.«(Taylor: »Rousseau’s Contemporary Reputation«, a. a. O., S. 1547)
Rousseaus Antworten auf die wichtigsten Angriffe finden sich in vielen Ausgaben seiner beiden Abhandlungen, so bei Henning Ritter, Jean-Jacques Rousseau: Schriften. Bd. 1. Hanser: München 1978, S. 61–164 sowie S. 303–332; bei Heinrich Meier: Jean-Jacques Rousseau: Diskurs über die Ungleichheit/Discours sur l’inégalité. Kritische Ausgabe des integralen Textes. Schöningh: Paderborn-München/Wien/Zürich 31983, S. S. 450–481; sowie bei Martin Fontius: Jean-Jacques Rousseau: Kulturkritische und politische Schriften. 2 Bde. Rütten & Loening: Berlin 1989. Bd. 1, S. 83–182 sowie 319–331.
Brief an Herrn Abbé Raynal. In: Jean-Jacques Rousseau: Kulturkritische und politische Schriften. a. a. O., Bd. 1, S. 83–86, hier S. 86. — Raynals Kritik war im November 1751 im Mercure de France erschienen.
Darüber berichtete Gottsched in: »Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit«, Bd. II, Nov. 1752, S. 868–873. — Vgl. auch Gott-fried Schütz: Beweis, dass der Grund von der Glückseligkeit der alten Celten, mitnichten in dem Mangel der Wissenschaften zu suchen sey. Altona 1752. — »D’abord, l’éminent Gottfried Schütz, professeur extraordinaire à Copenhague et recteur du Gymnase d’Altona, a sanctionné de sa docte plume les élucubrations de Rousseau et, élargissent le débat, il n’a pas craint de convier ses élèves à un tournoi d’éloquence qui se tint à Altona le 6 mars 1752.« (Trousson: Rousseau. a. a. O., S. 295) — Lessing macht sich über den Altonaischen Schulmeister in seiner Rezension von Rousseaus zweiter Abhandlung in der Vossischen Zeitung vom 10. 7. 1755, 82. St., lustig (LM 7, S. 37).
So unterstreicht Süßenberger, dass Lessing anders als die übrigen französischen und deutschen Rezensenten »Rousseau mit keinem Wort dem Verdacht sensationsgieriger Paradoxenhascherei aussetzt« und daß er »die persönliche Diffamierung des Autors als ein bequemes Mittel [verschmäht], sich der Beunruhigung durch die gesellschaftskritische Skandalschrift zu entheben«. Er stellt fest: »Soweit zu überschauen, ist Lessing der erste, der es in Deutschland unternimmt, den ›Discours sur les sciences et les arts‹ und damit den Namen seines Verfassers einem größeren Publikum bekannt zu machen.« (Claus Süßenberger: Rousseau im Urteil der deutschen Publizistik bis zum Ende der französischen Revolution. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte. Bern-Frankfurt/M. 1974, S. 86) — Auch Trousson betont: »Le premier sur la brèche fut sans doute G. E. Lessing lui-même.« (Trousson: Rousseau. a. a. O., S. 292)
Moses Mendelssohn: »Sendschreiben an den Herrn Magister Lessing in Leipzig«. Das Versprechen wird auch erwähnt in Mendels-sohns Brief an Lessing von Ende Oktober 1755, bei Fertigstellung der Übersetzung: »Mein Rousseau ist fertig. Den versprochenen Anhang will ich in ein Sendschreiben an den Hrn. M. Lessing einkleiden, damit Sie wenigstens, wenn Sie meine Uebersetzung nicht lesen wollen, nur meinen Anhang lesen sollen. Sie werden ja wohl einen Brief lesen, der an Sie gerichtet ist?« (JubA 11, S. 18)
Vgl. zu den Auffassungen der reformierten Monarchomachen die Einleitung des Herausgebers in: Klassiker der Politik. Bd. 8: Beza, Brutus, Hotman. Übers. v. H. Klingelhöfer, hg. v. J. Dennert. West-deutscher Verlag: Köln — Opladen 1968, S. I—LXXIII.
Zum Einfluss dieser Ideen beim Abfall der Generalstaaten von Spanien und beim Versuch eines Staatsstreich durch den englischen Grafen von Leicester, den Günstling Elisabeths, vgl. P. J. Blok: Geschichte der Niederlande. 6 Bde. Bd. III. Perthes: Gotha 1907, S. 304 f. sowie S. 450–469.
Denis Diderot: Fortlaufende Widerlegung von Helvétius’ Werk Vom Menschen 1773–1774. In: Denis Diderot: Philosophische Schriften. Hg. v. Theodor Lücke. 2 Bde. Berlin 1961. Bd. II, S. 165.
»Man muß aber einen Zustand, der von Natur ist, eher an Objekten betrachten, die naturgemäß sind, als an pervertierten.« (Aristoteles: Politik. Buch I, 1254 a 37–38. Diese deutsche Fassung folgt der Ausgabe: Aristoteles: Politik. Buch I. Über die Hausverwaltung und die Herrschaft des Herrn über Sklaven. Übers. u. erl. v. Eckart Schütrumpf. Darmstadt 1991, S. 17)
Erich Schmidt sieht also in Lessings Bemerkung ganz zu Unrecht eine »absurde Definition« und eine »seltsame Begriffsbestimmung, die aus seiner Liebe zu Paradoxien« entspringe. Vgl. Erich Schmidt: Lessing. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften. 2 Bde. Bd. 2. Berlin 1909, S. 452.
Auf das unterschiedliche Verständnis des Begriffs der Perfektibilität von Rousseau, Mendelssohn und Lessing hat bereits Tubach aufmerksam gemacht, wenngleich in etwas verworrener Weise. Vgl. Frederic C. Tubach: »Perfectibilité: der zweite Diskurs Rousseaus und die deutsche Aufklärung«. In: Études Germaniques. 15 (1960). Nr. 2, S. 144–151.
Freye Urtheile. VIII. St. Hamburg, Freytags, den 30 Januar. 1756, S. 57–60.
Jean-Jacques Rousseau: Schriften. Hg. v. Henning Ritter. Bd. I. Hanser: München 1978.
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Goldenbaum, U. (2000). Einführung. In: Abhandlung von dem Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03476-2_1
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