Zusammenfassung
In einem Artikel der Times vom 3. 7. 1982 mit dem zugkräftigen Titel »The Empire Writes Back with a Vengeance« hat Salman Rushdie ein viel zitiertes Bonmot geprägt, das einen tiefgreifenden Wandel in der englischsprachigen Gegenwartsliteratur kennzeichnet: den Aufbruch der aus dem britischen Kolonialreich hervorgegangenen Literaturen, die sich mit wachsender Eigenständigkeit von der Plazierung an der weltliterarischen Peripherie lösen und gegen die etablierten Literaturzentren Europas antreten. Ähnlich wie zuvor die Literaturen der USA und Irlands die Emanzipation von der Kolonialliteratur zur Nationalliteratur geschafft hatten, konnten seit der Entkolonisierungsphase der Nachkriegszeit nun die Literaturen Kanadas, der Karibik, Afrikas, Indiens, Australiens und Neuseelands eine wohl der englischen Sprache sich bedienende, doch eigene Stimme finden, die zunehmend auch außerhalb der nationalen Grenzen gehört wurde. Wenn Rushdie seinen aufsehenerregenden Roman Midnight’s Children (1981) als das überfällige Korrektiv eines indischen Autors zur Darstellung Indiens im englischen Roman von Kipling über E.M. Forster bis zu Paul Scott versteht, so identifiziert er sich vor allem als Dritte-Welt-Autor mit der Devise von der konternden Literatur der nachkolonialen neuen Nationen des indischen Subkontinents, Schwarzafrikas und der Karibik. Die angezeigte Wende gilt prinzipiell aber auch für die teils weiter zurückreichenden Literaturen der früher etablierten, mehrheitlich weißen Nationen Kanada, Australien und Neuseeland, die im Zuge der internationalen Machtverschiebungen der Nachkriegszeit ebenfalls zu einer gefestigteren Selbständigkeit fanden.
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Kohl, S. et al. (1993). Commonwealth-Literatur. In: Kohl, S., et al. Englische Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03475-5_8
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