Zusammenfassung
Die im Kapitel V unternommenen Vorstudien zu einer Interpretation der Allgemeinen Uebersicht erlauben sicherlich keine abschließenden Aussagen zur Philosophie des Geistes und der Natur, wie sie von Schelling in den Jahren 1796 — 1798 vorbereitet worden ist. Sie bieten aber Anhaltspunkte im Blick auf eine Beurteilung der Uebersicht im Kontext von Schellings frühem Idealismus, insbesondere im Zusammenhang der Aporie des Absoluten, die das Merkmal seiner Arbeiten bis 1795 ist. Nach der ersten Teilthese zu der Genese dieser Aporie (vgl. oben Kapitel IV) läßt sich mit dem jetzt vorliegenden Material eine zweite zu den Folgen und Auswirkungen der Aporie formulieren. — Sie lautet: Einerseits versucht Schelling in der Allgemeinen Uebersicht die zuvor aporetische Konstellation von Absolutem und Erfahrungswissen zu vermeiden. Seine zentrale systematische Umdisposition nach 1795, die Reintegration von Selbstbewußtsein und Unbedingtem im Begriff des »Geistes«, macht wenigstens nominell die Trennung von »absolutem« und »empirischem Ich« rückgängig und sucht sie durch einen organisch-zweckmäßigen Wechselbezug zwischen dem Unbedingt-Freien, dem »Geist«, und einer selbst in Befreiung begriffenen »Natur« zu ersetzen. Der gnoseologisch geradezu abgeschottete Ich-Gott und mit ihm der singuläre »Grundsatz«, der ihn auszudrücken hätte (ohne daß jener überhaupt prinzipiell ausdrucksfähig wäre), verliert mit dieser Operation die Funktion des »Prinzips der Philosophie« an ein als endlich und geschichtlich entworfenes Erkenntnissubjekt.
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Kuhlmann, H. (1993). Der lange kurze Weg zum Idealismus. In: Schellings Früher Idealismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03472-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03472-4_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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