Philosophie des Absoluten 1794–1795

Zusammenfassung

Die im Vorangegangenen gesammelten Hinweise auf die Themen, die Schelling in den Jahren 1792 und 1793 näher beschäftigt haben, ergeben ein nicht allzu einheitliches Bild. Schellings Engagement für eine philosophische Mythologie, die gleichermaßen philosophisch-rationalen wie theologischen Ansprüchen genügen soll, steht neben der Rezeption der sog. Elementarphilosophie, neben einigen Bruchstücken der praktischen Philosophie Kants und der intensiven Lektüre zweier Platon-Dialoge, wenigstens von Teilen davon. Die Vielfalt dieser Themen hat in der oben so genannten ›Theologie der vollendbaren Vernunft‹ eine lose Verbindung: Anhand der Mythologie versucht Schelling zu zeigen, daß das Interesse der Philosophie dasselbe ist wie das der Religion, nämlich die Überwindung des Nur-Menschlichen in Richtung auf die Verwirklichung der Herrschaft des Guten, der Vernunft. (Auch die Beschäftigung mit Platon — besonders mit dem Weltschöpfungsmythos des Timaios — deren unmittelbarer Anlaß wohl im Dunkeln liegt¹, entspricht Schellings Bemühen um die vernünftige Wahrheit der Mythen.) Denselben, jedenfalls einen ähnlichen Vernunftoptimismus hat Schelling bei Reinhold und Kant vorgefunden, wobei er sich bezeichnenderweise für die skeptischen Vorbehalte Kants gegenüber den Kompetenzen der Vernunft einigermaßen blind zeigte. Schelling erscheint damit aus der Perspektive der Vernunftkritik und mit ihr aus der Perspektive der jüngeren Forschung, die sich die Vernunftkritik zu eigen macht, als nicht sehr revolutionär: eher als restaurativ.