Zusammenfassung
Der Held in seinen verschiedenen Erscheinungsformen ist der zentrale Akteur der totalitären Mythen, als deren Hauptmerkmale die Künstlichkeit ihrer Fabrikation und ihre manipulative Funktion angegeben werden1. In dieser Funktion ist er offenbar für alle Kulturen dieses Typs unverzichtbar. Es ist daher kein Zufall, daß das Fehlen des Heroismus in der vorausgehenden bürgerlichen Gesellschaft sowohl vom sowjetischen wie auch vom nationalsozialistischen Standpunkt als grundlegender Mangel gesehen wird.
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Anmerkungen
B. von Selchow, Der bürgerliche und der heldische Mensch, Leipzig 1934, S. 40.
F.A. Beck, »Die Persönlichkeit als Uroffenbarung politisch-heroischen Menschentums in der nationalsozialistischen Erziehung«, Der Westfälische Erzieher 4 (1936), H. 18, S. 479.
H.-J. Schmitt/G. Schramm (Hrsg.), Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1. Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller, Frankfurt a. M. 1974, S. 47.
E. Dobin, »Poiski geroja«, Zvezda 1935, H. 9, S. 231; ders., »Geroika mass i optimizm bor΄by ( k voprosu o stile socialističeskogo realizma)«. In: V sporach o metode, L. 1934, S. 36–77.
Vgl. I. M. Suškov, Geroizm i geroičeskie tradicii, Rostov na Donu 1969, S. 4, 33.
M. Eliade, Kosmos und Geschichte, Frankfurt a. M. 1986, S. 57 ff.
F. Linares, Der Held. Versuch einer Wesensbestimmung, Bonn 1967.
Sämtliche Zitate aus dem Roman nach der Ausgabe A. Fadeev, Sobr. soč. v pjati tomach, Bd. 2, M. 1959, S. 108 f.
Vgl. E.M. Meletinskij, »Kul΄turnyj geroj.« In: Mify narodov mira, Bd. 2, M. 1982, S. 25–28. Der Arbeitsheld trägt jedoch zugleich Züge des »für das Volk schaffenden« Demiurgen, der kosmische und kulturelle Objekte selber handwerklich hervorbringt (vgl. ebd., Bd. 1, M. 1950, S. 366).
Vgl. dazu L. H. Siegelbaum, Stakhanovism and the Politics of Productivity in the USSR, 1935–1941, Cambridge 1988
R. Maier, Die Stachanov-Bewegung 1935–38, Stuttgart 1990.
A. Hitler, Mein Kampf, München 1940, S. 327
R.J. Lifton, Die Unsterblichkeit des Revolutionärs, München 1970, S. 27 ff. und 61 ff.
A. Gruen, Der Verrat am Selbst, München 1984, S. 132.
Vgl. E. Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, Frankfurt a. M. 1975, S. 216.
V. Klemperer, LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig 1968, S. 9,11.
Vgl. K. Wollbert, Die Nackten und die Toten des »Dritten Reiches«, Gießen 1982, bes. das Kap. »Der Gehalt der nackten Gestalt in der Plastik des Dritten Reiches«, S. 205–222.
CG. Jung, Gesammelte Werke, Bd. 9, 1. Halbband: Die Archetypen und das kollektive Unbewußte, Olten 1976, S. 61.
J.L. Henderson, »Der moderne Mensch und die Mythen«. In: CG. Jung u.a., Der Mensch und seine Symbole, Olten/Freiburg, 8.Aufl. 1985, S. 129.
V. Tallgren, Hitler und die Helden, Helsinki 1981, S. 255 zeigt, daß der autobiographische Teil von Hitlers Mein Kampf nach dem Vorbild des Heldenmythos stilisiert ist. Auch die Heldentaten Stalins im Bürgerkrieg, beim Aufbau des Landes usw. wurden in zahllosen Filmen und panegyrischen Texten verherrlicht. Zur kommunistischen Führerverehrung vgl. G. Koenen, Die großen Gesänge. Lenin, Stalin, Mao Tse-tung: Führerkulte und Heldenmythen des 20. Jahrhunderts, Überarbeit. Neuausgabe, Frankfurt a. M. 1991.
Zit. nach U. Nassen, Jugend, Buch und Konjunktur 1933–1945, S. 17.
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Günther, H. (1993). Der Heldenmythos in der totalitären Kultur. In: Der sozialistische Übermensch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03469-4_14
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