Zusammenfassung
Trotz aller Versuche, sich auf diesem Feld vom Vorbild der Naturwissenschaften leiten zu lassen, fehlt es der überkommenen Erzählforschung nicht weniger als der Gattungspoetologie an einer wirklich widerstandsfähigen Systematik. Auch wenn man, wie in der »Einleitung« geschehen, berücksichtigt, daß im 20. Jh. nicht mehr jene Beliebigkeit der Gedankenabfolge herrscht, die die Poetiken der Renaissance und der nachfolgenden Jahrhunderte in aller Regel prägt, kann man doch nicht leugnen, daß Systeme in jenem Sinn von Funktionalität, der die vorliegende Darstellung trägt, bisher nirgends entworfen wurden. Es versteht sich von selbst, daß kleinere und spezielle Untersuchungen diesem Anspruch gar nicht unterliegen und darum hier auch nicht berücksichtigt werden. Aber auch die größeren Darstellungen halten keineswegs der Forderung stand, die epischen Textphänomene systematisch zu klassifizieren und einander zuzuordnen. Selbst die eingangs erwähnte »Theorie der Prosa« von Viktor Sklovskij, die mit ihrem Ansatz, zwischen Alltagssprache und Kunstsprache zu unterscheiden, der hier vorgetragenen sprachontologischen Differenzierung zwischen Wirklichkeitsaussagen und fiktionalem Sprechen ja gar nicht so fern steht [1], beläßt es letztlich bei einer Katalogisierung von Phänomenen der »Poetizität« oder »Literarität«, ohne daß diese in einer systemlogischen Ordnung fundiert würden. Offensichtlich existiert dergleichen für diese Art strukturalistischen Denkens nicht, das sich denn auch in aller Regel schnell auf die Deskription von Texten verlegt, es aber auch dabei nicht auf die Gewinnung von wiederverwendbaren Beschreibungskategorien abgesehen hat.
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Petersen, J.H. (1993). Kritik. In: Erzählsysteme. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03464-9_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03464-9_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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