Die Germanisierung des Nordischen Stoffes. Gisela Wenz-hartmann: Amleth

Zusammenfassung

Der Roman Amleth (1936) von Gisela Wenz-Hartmann bietet das seltsame Beispiel eines literarischen Versuches, sich während des Dritten Reiches mit Hilfe des Hamlet-Themas in ein künstlerisches Refugium zu begeben, das die Interessen politischer Opportunität wahrt. Wer würde, in Anbetracht des Erscheinungsdatums, nicht hellhörig bei dem Untertitel, den der Roman trägt: »Ein Kampf um Ehre, Recht und Heimaterde«.[1] Nichts läge näher, als hiernach eine mit nationalsozialistischem Gedankengut angehäufte und dem entsprechenden Vokabular durchzogene Variante des Hamlet-Stoffes zu erwarten. Doch erweist sich der Roman als ambivalent, wenn man zwischen den Zeilen zu lesen und hinter die Begriffe zu schauen beginnt. Dann ergibt sich nämlich der Befund einer widersprüchlichen Kodierung. Deshalb gilt es zunächst, das Kodierungsmuster des Textes zu entschlüsseln.[2]