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Goethes Reise durch Italien als soziale Erkundung

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Book cover Literarische Strategien
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Zusammenfassung

Wie vieles, was Goethe von seinem Leben der Öffentlichkeit preisgegeben hat, machte auch die Schrift über seine Italienreise von 1786 bis 1788 auf nicht wenige jüngere Zeitgenossen den Eindruck des Exemplarisch-Normativen. Daher reizte die Italienische Reise den Widerspruchsgeist und provozierte manche Invektive. Ein Beispiel mag das belegen. Nachdem Goethe auf die Titelblätter ihrer ersten beiden Bände (1816, 1817) das Motto »Auch ich in Arkadien« gesetzt hatte, schrieb E. T. A. Hoffmann über den zweiten Abschnitt der Lebensansichten des Katers Murr (1819) den Untertitel »Auch ich war in Arkadien«; der dichtende Kater nimmt diesen Satz in seiner vorgeblichen Autobiographie noch ausdrücklich auf, als er nämlich darauf zu sprechen kommt, wie er am Ende seiner »Jünglingsjahre« von einem Ausflug in die »große Welt« an die heimatlichen Freßnäpfe zurückkehrt. »›Auch ich war in Arkadien‹, rief ich und legte mich auf die schönen Künste und Wissenschaften eifriger als jemals.«1 Hoffmanns Hieb mit dem Zitat, den im Kontext des Romans weitere Nadelstiche literarischer Bosheiten begleiten, galt in erster Linie der Person des Weimarer Dichters, verdeutlicht aber nebenbei, daß dessen — an vielen Stellen hervorgekehrtes — Bild von Italien als einem Land, in dem »der Wunschtraum der Menschen nach einem schwerelosen Dasein von Glück und Heiterkeit Gestalt gewonnen«2 habe, dem späteren Autor nicht mehr recht glaubwürdig vorkam.

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Referenzen

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Werner, HG. (1993). Goethes Reise durch Italien als soziale Erkundung. In: Literarische Strategien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03460-1_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03460-1_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00892-3

  • Online ISBN: 978-3-476-03460-1

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

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