Sittsamkeit, Keuschheit und Bescheidenheit als allgemeine und nicht nur weibliche Tugenden

Zusammenfassung

Sittsamkeit! Du heilige Tochter der Empfindsamkeit und der Vernunft, Du wahre Empfindsamkeit der Seele! Gestatte mir, ungestraft Dein Wesen zu erforschen, Deinen sanften Zauber zu ergründen, der jeden scharfen Charakterzug glättet und liebenswürdig macht, was sonst nur kalte Bewunderung erregen müßte! Du glättest die Falten und besänftigst die strenge Stimme der Weisheit, Du verleihst ihr den Klang der Menschlichkeit. Du umgibst die Liebe mit dem ätherischen Schleier, der die Schönheit noch erhöht, die er halb verbirgt, Du verbreitest die scheue Süße, die sich ins Herz stiehlt und die Sinne verzaubert. Verleih Du den Worten eindringlicher Vernunft Deinen Wohlklang, die mein Geschlecht aufrütteln und aus dem blumenbedeckten Bett reißen sollen, in dem es sein Leben verträumt!¹