Zusammenfassung
Um die Jahrhundertwende erfreute sich der anonym erschienene Roman von Wilhelmine Karoline von Wobeser, Elisa oder das Weib wie es seyn sollte (1795), großer Beliebtheit. In diesem Roman zwingt die Mutter die Heldin Elisa zu einer Konvenienzehe, Elisa hingegen erlaubt ihrer Tochter später eine Liebesheirat. Es ist ein Frauenbuch, das einerseits den Männerdiskurs über die Unterordnung der Frau im Patriarchat repräsentiert und ihre für diesen Zweck ›idealen‹ Eigenschaften feiert, aber es ist ein Diskurs mit Brüchen: die extreme Opferbereitschaft Elisas, ihre Märtyrerüberlegenheit, erlaubt ihr eine gewisse Kontrolle über ihre Umwelt. Die traditionell von Frauen angestrebte Macht ›hinter den Kulissen‹ wird hier detailliert dargestellt und zum Ersatz für Liebesglück erklärt; eine Aussöhnung der ›vernünftigen‹ Persönlichkeit der Heldin mit den Gegebenheiten ihrer Lebenssituation wird angestrebt. Elisa verkörpert auch eine große Anzahl der von Karin Hausen zusammengestellten »erfundenen Geschlechtscharaktere« aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, die im Zusammenhang mit dem restaurativen Familienbegriff wichtig wurden.
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Literaturverzeichnis
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Wallach, M.K. (1993). Die ›verkaufte‹ Braut: Mütter geben ihre Töchter preis. In: Kraft, H., Liebs, E. (eds) Mütter — Töchter — Frauen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03454-0_5
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