Zusammenfassung
Die Geschichtlichkeit eines dichterischen Textes umfaßt alle Beziehungen des jeweiligen Textes zu seinen geschichtlichen Existenzumständen: Die stofflich-gegenständlichen Bezüge und deren Vermittlung an Autor und Publikum; die Entstehungsbedin-gungen; die sprachlichen, literarischen, ideellen Traditionen, an die sich der Text anschließt; die Wirkungsabsichten des Autors; Textstrategien; Rezeptionsmuster und Interpretationsresultate der verschiedenen Gruppen seines Publikums. Die Geschichtlichkeit eines dichterischen Textes ist also sehr vielschichtig strukturiert. Hans Joachim Kreutzer hat kürzlich in einem Aufsatz über den ›Kohlhaas‹ darauf aufmerksam gemacht.1 Im folgenden soll nur ein Aspekt dieser Geschichtlichkeit erörtert werden, der allerdings in die ästhetische Kernzone eines historischen Dramas hineinreicht: Die Geschichtlichkeit seiner fiktionalen Struktur.
Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten auf dem Internationalen Kleist-Kolloquium in Budapest am 26. April 1990. — Kleist wird im folgenden zitiert nach der Ausgabe Helmut Sembdners, Sämtliche Werke und Briefe, 2 Bde., 7., ergänzte und redivierte Aufl. München 1984.
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Notizen
Hans Joachim Kreutzer, Wann lebte Michael Kohlhaas? Über die ästhetische Einheit der Erzählung Kleists. In: Literatur und Geschichte 1788–1988. Hg. von Gerhard Schulz und Tim Mehigan in Verbindung mit Marion Adams, Bern, Frankfurt/M., New York, Paris 1990 (= Australisch-Neuseeländische Studien zur deutschen Sprache und Literatur 15), S. 67–79.
Vgl. Klaus Kanzog, Heinrich von Kleist, ›Prinz Friedrich von Homburg‹. Text, Kontexte, Kommentar, München, Wien 1977 (= Reihe Hanser 236. Literatur-Kommentare 7). Siehe auch Fritz Hackert (Hg.) Heinrich von Kleist. Prinz Friedrich von Homburg, Stuttgart 1979 (= Erläuterungen und Dokumente).
In der unüberschaubar werdenden Literatur zum ›Homburg‹ bieten die frühen Kontroversen der DDR-Literaturwissenschaft ein dafür signifikantes Beispiel; vgl. Siegfried Streller, Das dramatische Werk Heinrich von Kleist, Berlin 1966; Hans-Günther Thalheim, Kleists ›Prinz Friedrich von Homburg‹. In: ders., Zur Literatur der Goethezeit, Berlin 1969, S. 322–410. Bernd Leistner, Dissonante Utopie. Zu Heinrich von Kleists ›Prinz Friedrich von Homburg‹. In: Impulse, Folge 2, Berlin und Weimar 1979, S. 259–317.
Vgl. Klaus Lüderssen, Recht als Verständigung unter Gleichen in Kleists ›Prinz von Hora-burg‹ — ein aristokratisches oder ein demokratisches Prinzip? In: Kleist-Jahrbuch 1985, S. 56–83.
Ebd., Bd. 2, S. 136. Vgl. auch Hans Joachim Kreutzer, Die Utopie vom Vaterland. Kleists politische Dramen. In: Oxford German Studies 1991/92, S. 69–84.
Vgl. Siegfried Streller (Hg.), Heinrich von Kleist, Werke und Briefe, Berlin 1978, Bd. 1, S. 71f.
Siegfried Streller, Verantwortung und Verantwortlichkeit in Kleists ›Prinz Friedrich von Homburg‹. In: Kleist-Jahrbuch 1991, S. 58.
Vgl. Peter Goldammer (Hg.), Schriftsteller über Kleist, Berlin und Weimar 1976, S. 522–526.
Ingeborg Bachmann, Ausgewählte Werke, Berlin und Weimar 1987, Bd. 1, S. 641.
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Werner, HG. (1992). Geschichtlichkeit in Kleists ›Prinz Friedrich von Homburg‹. In: Kreutzer, H.J. (eds) Kleist-Jahrbuch 1992. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03444-1_8
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