Die Betrogenen des Rechtgefühls

Zusammenfassung

An seine Verlobte, Wilhelmine von Zenge, schreibt Heinrich von Kleist am 10. Oktober 1801 aus Paris:

Ich habe mir […] in einsamer Stunde […] ein Ideal ausgearbeitet; aber ich begreife nicht, wie ein Dichter das Kind seiner Liebe einem so rohen Haufen, wie die Menschen sind, übergeben kann. (II, S. 694)

O Gott, wenn mir ein einziger Wunsch erfüllt würde, mich aus diesem Labyrinthe zu retten …

H. v. Kleist an Wilhelmine v. Zenge am 4. 5. 1801

Der folgende Beitrag gibt den Wortlaut des Vortrages wieder, den der Verfasser am 19. Februar 1992 an der Universität Regensburg gehalten hat. Zitiert wird ›Die Familie Schrof-fenstein‹ nach der Verszählung in der Ausgabe von Helmut Sembdner (H. v. Kleist, Sämtliche Werke und Briefe, 2 Bde., 3. Aufl. München 1964; I, S. 49–152), der Entwurf und die erste Fassung mit der Seitenzahl dieser Ausgabe (I, S. 721–834, 919–921). Nach dieser Ausgabe wird auch sonst zitiert (mit Angabe des Bandes in römischen, der Seite in arabischen Ziffern). Doch wurde auch die Faksimile-Ausgabe der Handschrift ›Die Familie Ghonorez‹ durch Paul Hoffmann (Berlin 1927) konsultiert, und natürlich auch die Ausgabe Erich Schmidts (H. v. Kleists Werke, 5 Bde., Leipzig/Wien [1904/05]), die für die Lesarten vor allem der gestrichenen Stellen (in Bd. 4, S. 285–313) nach wie vor unentbehrlich ist. Briefstellen werden durch Angabe des Briefempfängers und -datums nachgewiesen. — Auf eine Auseinandersetzung mit der Sekundärliteratur wird verzichtet.