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Die Nachkriegszeit (Westeuropa)

  • Chapter
Der deutsche Bildungsroman
  • 225 Accesses

Zusammenfassung

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist der deutsche Bildungsroman in die tiefste Krise seiner Geschichte geraten. Alfred Andersen konstatierte seinerzeit resigniert „die Brüchigkeit aller […] objektiven Wertsysteme“; die tradierten Weltbilder mit normativer Verbindlichkeit waren durch den totalen Zusammenbruch radikal in Frage gestellt.1 Dies betraf vor allem die kanonisierten Bildungsinhalte des christlichen und des klassisch-neuhumanistischen Menschenbildes. Einen abrupten Traditionsbruch erlebte die völkisch-nationale Ideologie: Romane in der Manier eines Emil Strauß gehörten endgültig der Vergangenheit an. Auch der seit 1933 politisch verdrängte sozialistische Bildungsroman, wie ihn Karl Bröger in der Weimarer Zeit vertreten hatte, lebte in der ehemaligen Bundesrepublik nicht wieder auf. Es blieb Peter Weiss im schwedischen Exil vorbehalten, die Spezies in eigener Manier wieder aufzunehmen.

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Anmerkungen

Einleitung

  1. Alfred Anderseh, Deutsche Literatur in der Entscheidung. Ein Beitrag zur Analyse der literarischen Situation, Karlsruhe 1948, S. 20.

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  2. Friedrich Meinecke, Die deutsche Katastrophe, Wiesbaden 1946, S. 176.

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  3. Frank Thieß, Die geistige Revolution. Zwei Vorträge, Bremen 1947, S. 26. — 1945 beriefen sich manche Richtlinien für den Schulunterricht auf die „ewigen Werte des Geistes“ und forderten, der Schüler müsse zu einer „zutiefst christlich-humanistischen Lebensbewährung“ hingeführt werden. Vgl.

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  5. Karl Kloter, Markus. Ein Entwicklungsroman aus unserer Zeit, Zürich 1959.

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  8. H. Heissenbüttel, Das Medium ist die Botschaft (1969); zitiert nach Frank Trommler, Realismus in der Prosa; in: Th. Koebner (Hrsg.), Tendenzen der deutschen Literatur seit 1945, Stuttgart 1971, S. 268.

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  9. Zitiert nach Hellmut Becker, Organisatorische Probleme der Bildungspolitik; in: Festschrift fur Carlo Schmidt, 1971, S. 231.

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  11. Dieter Wellershoff, Literatur und Veränderung, Köln/Berlin 1969, S. 30.

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  12. Wolfgang Bittner, Der Aufsteiger oder Ein Versuch zu Leben, Frankfurt a.M. 1978, S. 187.

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  18. J. Habermas / D. Henrich, Zwei Reden aus Anlaß der Verleihung des Hegel-Preises, Frankfurt a.M. 1974, S. 31 f.

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  19. J. Habermas, Moralentwicklung und Ich-Identität; J. Habermas, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt a. M. 1976, S. 67 ff.

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  20. Auch Alexander Mitscherlich koppelt sein Bildungskonzept mit dem Identitätsbegriff; vgl. A. Mitscherlich, Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft, a.a.O., S. 115. Ähnlich Lothar Krappmann, Soziologische Dimensionen der Identität, Stuttgart 1969, S. 208 ff. Aufschlußreich auch Odo Marquant, Identität: Schwundtelos und Mini-Essenz — Bemerkungen zur Genealogie einer aktuellen Diskussion; in: O. Marquard/K. Stierle (Hrsg.), Identität, München 1979, S. 347–369.

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  21. Vgl. P. Handke, Die Geschichte des Bleistifts, Salzburg 1982, S. 70.

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  22. P. Handke, Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms, Frankfurt a.M. 1972, S. 19 f.

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  23. Nicht Literatur machen, sondern als Schriftsteller leben. Gespräch mit P. Handke (1975); Heinz L. Arnold, Als Schriftsteller leben, Reinbek 1979, S. 26. — Andererseits freilich immer erneut Handkes bestürzende Erfahrung: „Meine immer wieder aussetzende Identifikation mit mir, mit meiner Erscheinung, mit meinem Leben […]; P. Handke, Das Gewicht der Welt, ein Journal (1975–77), Frankfurt a.M. 1979, S. 175.

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  24. Daher kann es sich nicht um ein ungebrochenes„messianisches Heilsprogramm“ handeln. So Manfred Durzak, Peter Handke und die deutsche Gegenwartsliteratur, Stuttgart 1982, S. 158.

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Heimito von Doderer: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre

  1. Ernst Mach, Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen, 4. Aufl., Jena 1903, S. 10 ff.

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  2. H. v. Doderer, Die Wiederkehr der Drachen, München 1970, S. 199 f.

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  3. Nicht zu Unrecht spricht Hans J. Schröder von einer, Jdeologisierung der Apperzeption“, weil der objektive Wahrheitsanspruch, welcher der „ersten Wirklichkeit“ zugeschrieben wird, nicht erkenntniskritisch abgesichert ist H. J. Schröder, Apperzeption und Vorurteil. Untersuchungen zur Reflexion H. v. Doderers, Heidelberg 1976, S. 59 ff., 419 ff.

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  4. Ebd., S. 542 f. (1.11.1946). D. Weber nennt diese Handlungskreise wegen ihrer relativen Eigenständigkeit „Epizentren“. (D. Weber, H. von Doderer, Studien zu seinem Romanwerk, München 1963, S. 105.) Vgl. auch Maria Wiedenhofer, Die Konfiguration in Do-derers „Strudlhofstiege“, Diss., Wien 1970, S. 27 ff., 43 ff., 53 ff.

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  5. H. von Doderer, Grundlagen und Funktionen des Romans, Nürnberg 1959, S. 17.

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  6. S. 323. Vgl. Doderers Notiz: „Melzer denkt (beim Gespräch mit René), daß es keine »Epochen« gebe […].“ Vgl. Roswitha Fischer, Studien zur Entstehung der „Strudlhofstiege“ Heimito von Doderers, Wien/Stuttgart 1975, S. 263.

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Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied — Langsame Heimkehr — Die Wiederholung

  1. Volker Hage, Ein Gespräch mit Peter Handke; in: Bücherkommentare, Nr. 2, 1972, S. 11.

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  2. Vgl. auch Theo Elm, Die Fiktion eines Entwicklungsromans; in: Norbert Honsza (Hrsg.), Zu Peter Handke. Zwischen Experiment und Tradition, Stuttgart 1982, S. 58 f.

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  3. P. Handke, Langsame Heimkehr, Frankfurt a.M. 1979, S. 12. Vgl. auch S. 44: „[…] ein idealer Ort, zivilisiert und zugleich elementar […].“

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  4. H. Karasek, Ohne zu verallgemeinern. Ein Gespräch mit Peter Handke; Michael Scharang, Über Peter Handke, Frankfurt a. M. 1972, S. 88. — Der Erzähler zieht selbst die — freilich problematische — Parallele zum Schluß des Grünen Heinrich (172).

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  5. Handkes Gespräch mit M. Durzak; M. Durzak, Gespräche über den Roman, Frankfurt a. M. 1976, S. 319.

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  6. Christian Linder, Die Ausbeutung des Bewußtseins. Gespräch mit Peter Handke; Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 11 (13.1.1973).

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  7. Rede zur Verleihung des Franz-Kafka-Preises (1979); Peter Handke, Das Ende des Ha-nierens, Frankfurt a. M. 1980, S. 158.

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  8. P. Handke im Gespräch mit H. Gamper, in: Aber ich lebe nur von den Zwischenräumen, Zürich 1987, S. 36. Handke weist diese Thematik dem .»Entwicklungsroman“ zu.

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  9. P. Handke, Langsame Heimkehr, Frankfurt a. M. 1979, S. 140, 7. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert.

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  10. P. Handke, Die Wiederholung, Frankfurt a.M. 1986, S. 322. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert

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Leonie Ossowski: Wilhelm Meisters Abschied

  1. Leonie Ossowski, Dankrede anläßlich der Verleihung des Schilleipreises der Stadt Mannheim; in: Mannheimer Hefte, Mannheim 1983, S. 78.

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  2. Leonie Ossowski, Wilhelm Meisters Abschied, Weinheim/Basel 1982, S. 122. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert.

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Kurt E. Becker: Du darfst Acker zu mir sagen

  1. Kurt E. Becker, Du darfst Acker zu mir sagen, Landau 1982, S. 89. Im folgenden wird nach dieser Ausgabe zitiert.

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Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands

  1. Peter Weiss, Abschied von den Eltern/Fluchtpunkt, Berlin 1966, S. 107.

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  2. Peter Weiss im Gespräch mit Burkhardt Lindner, in: K.H. Götze/K. Scherpe (Hrsg.), „Die Ästhetik des Widerstands“ lesen. Über Peter Weiss, Berlin 1981, S. 151. Vgl. III, 28.

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  3. H. L. Arnold im Gespräch mit Peter Weiss; in: Alexander Stephan (Hrsg.), Die Ästhetik des Widerstands, Materialien, Frankfurt a.M. 1983, S. 48.

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  4. W. Kässens/M. Töteberg, Gespräch mit Peter Weiss; in: Sammlung. Zweites Jahrbuch für antifaschistische Literatur und Kunst, hg. v. M. Naumann, Frankfurt a.M. 1979, S. 223.

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Günter Grass: Die Blechtrommel

  1. G. Grass, Rückblick auf die „Blechtrommel“; SZ am Wochenende, 12./13. Januar 1974, S. 99 f.

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  2. Vgl. das Interview von Grass in: Peter A. Bloch, Gegenwartsliteratur, Bern 1975, S. 214.

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  3. Gertrude Cepl-Kaufimann, Günter Grass, Kronberg 1975, S. 303 (Gespräch mit Günter Grass).

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  4. Rede von der Gewöhnung (1967); G. Grass, Über das Selbstverständliche, Neuwied/Berlin 1968, S. 165.

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  5. G. Grass, Atelier des Metamorphoses, Entretiens avec Nicole Casanova, Paris 1979, p. 61.

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  6. Vgl. auch Georg Just, Darstellung und Appell in der “Blechtrommel“ von G. Grass, Frankfurt a.M. 1972, bes. S. 75,217. Ferner: Eberhard Mannack, Die Auseinandersetzung mit literarischen Mustern — G. Grass, Die Blechtrommel;

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  7. E. Mannack, Zwei deutsche Literaturen?, Kronberg 1977, S. 66–83. Auch:

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  8. Manfred Durzak, Der deutsche Roman der Gegenwart, 3. Aufl., Stuttgart/Berlin 1979, S. 261.

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  9. G. Grass, Der Inhalt als Widerstand; G. Grass, Aufsätze zur Literatur, Darmstadt/Neuwied 1980, S. 7 f.

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  10. Klaus Schwind, Satire in funktionalen Kontexten, Tübingen 1988, S. 88.

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  11. So etwa Volker Neuhaus, G. Grass „Die Blechtrommel“, 2. Aufl., München 1988, S. 35.

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  12. Grass spricht von seiner „Sucht zum Gegenstand“. Zitiert nach Kurt L. Tank, Günter Grass, 5. Aufl., Berlin 1974, S. 47.

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  13. Ungeachtet der Anspielung auf E. T. A. Hoffmanns Kater Murr—das Goethe und Rasputin vereinigende ,3ildungsbuch“ — besitzt Die Blechtrommel keine antithetisch verschränkte humoristische Struktur. Anders Werner Frizen, der von einer „postromantisehen Gesamtkonzeption“ spricht W. Frizen, Blechmusik: Oskar Matzeraths Erzählkunst; Études Germaniques, 42, 1987, S. 43.

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Hermann Kinder: Der Schleiftrog

  1. Hermann Kinder, Der Schleiftrog, Zürich 1977, S. 26. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert.

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  2. Schleiftrog, S. 75. So in der Druckfassung. In der ersten Manuskriptfassung war sogar provokativ von einem „Einbildungsroman“ die Rede. Vgl. K. Modick/M.J. Fischer, Kalkulierte Sinnlichkeit. Überlegungen zum Werk H. Kinders; Merkur, 37, 1983, S. 698.

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  3. Vgl. Klaus Schwind, Satire in fiktionalen Kontexten, Tübingen 1988, S. 88.

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  4. H. Kinder, Von den Bildern im Kopf; H. Kinder, Der Mensch, ich Arsch, Zürich 1983, S. 69.

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Mayer, G. (1992). Die Nachkriegszeit (Westeuropa). In: Der deutsche Bildungsroman. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03438-0_9

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