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Die Jahrhundertwende

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Der deutsche Bildungsroman
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Zusammenfassung

Diese Periode, die sich zeitlich mit der Wilhelminischen Ära (1888–1918) deckt, war eine Epoche des Umbruchs zwischen der monarchischen Bürgerkultur des 19. Jahrhunderts und der republikanischen Gesellschaft der Weimarer Zeit. Eine Periode, die von dem „geistigen Chaos einer zerrissenen Übergangsgeneration“ geprägt war, wie Rudolf Borchardt 1908 konstatierte.1 Bei allem Stolz auf die politische Größe und wirtschaftliche Prosperität des Reiches war doch das Gefühl weit verbreitet, daß sich zahlreiche Traditionen verbraucht hatten und neue, tragfähige Bindungen noch nicht gewonnen waren. Daher die innere Zwiespältigkeit der Epoche, deren Bewußtseinslage sich in Nietzsches Selbstcharakterisierung spiegelt: „décadent zugleich und Anfang“.2 Das Nebeneinander von spätzeitlichem Kulturpessimismus und euphorischer Aufbruchstimmung kennzeichnet die ambivalente Grundhaltung des Zeitalters, die sich in widersprüchlichen Positionen äußert: dekadente Morbidität und lebensbejahender Vitalismus, wissenschaftlicher Positivismus und irrationale Lebensmystik, Verbundenheit mit dem zivilisatorischen Fortschritt und Flucht in die seelenhafte Idylle des gesellschaftsfernen einfachen Lebens.

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Anmerkungen

Einleitung

  1. Rudolf Borchardt, Der Kaiser, Süddeutsche Monatshefte, 5, 1908, II, S. 241.

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  2. Ecce Homo (1888); Friedrich Nietzsche, Werke in drei Bänden, hg. v. Karl Schlechta, Darmstadt 1966, Bd. 2, S. 1070.

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  3. Max Weber, Gesammelte politische Schriften, hg. v. J. Winckelmann, Tübingen 1958, S. 306 f. — Vgl. dazu Hans J. Schoeps (Hrsg.), Zeitgeist im Wandel, Das Wilhelminische Zeitalter, Stuttgart 1967, S. 11 ff.; ders., Deutsche Geistesgeschichte der Neuzeit, Bd. 5, Mainz 1980, S. 60 ff.

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  4. Eduard Spranger, Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee, Berlin 1909, S. 492 f.

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  5. Vgl. auch Jakob Wassermanns Bildungsroman „Die Geschichte der jungen Renate Fuchs“, Berlin 1901.

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  14. Vgl. zur allgemeinen literarischen Situation Hans Schwerte, Deutsche Literatur im Wilhelminischen Zeitalter, Hans J. Schoeps, Zeitgeist im Wandel. Das Wilhelminische Zeitalter, Stuttgart 1967, S. 121–145.

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  17. Vgl. Jürgen Jacobs, Wilhelm Meister und seine Brüder, München 1972, S. 205 ff. — Auf eine einläßlichere Interpretation des Romans kann verzichtet werden, da er wegen seines fragmentarischen Charakters für die Typologie des Bildungsromans irrelevant ist.

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  18. Vgl. dazu E. Hacheberg/G. Quast, Heinrich Lilienfein: Modernus (1904); in: Dieter Kafitz (Hrsg.), Dekadenz in Deutschland, Frankfurt a.M./New York 1987, S. 189–202.

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Felix Hollaender: Der Weg des Thomas Track

  1. Velhagen und Klasings Monatshefte; zitiert nach Rudolf Novak, Das epische Werk Felix Hollaenders, Diss., Wien 1970, S. 304.

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  2. F. Hollaender, Der Weg des Thomas Truck, 5. Aufl., Berlin 1904,1, S. 398. Nach dieser Ausgabe wird künftig zitiert: I = Buch 1 und 2; II = Buch 3 und 4.

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  3. Julius Hart; zitiert nach Albert Soergel, Dichtung und Dichter der Zeit, 5. Aufl., Leipzig 1911, S. 603.

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  4. Vgl. Hollaenders Schrift „Die neue Gemeinschaft, ein Orden vom wahren Leben“ (1901).

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Franziska zu Reventlow: Ellen Olestjerne. Eine Lebensgeschichte

  1. Ellen Olestjerne; Franziska Gräfin zu Reventlow, Gesammelte Werke in einem Bande, München 1925, S. 558.

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Carl Hauptmann: Einhart der Lächler

  1. Carl Hauptmann, Einhart der Lächler, Wiesbaden 1953, S. 243. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert

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  2. Carl Hauptmann, Aus meinem Tagebuch, 2. Aufl., München 1910, S. 29.

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  3. Carl Hauptmann, Seele; in: Der Leuchter, Darmstadt 1919, S. 248.

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Hermann Hesse: Peter Camenzind

  1. Vgl. Gerhart Mayer, Die Begegnung des Christentums mit den asiatischen Religionen im Werk H. Hesses, Bonn 1956, S. 90 ff.

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Hermann Hesse: Demian

  1. Kurzgefaßter Lebenslauf; H. Hesse, eine Werkgeschichte, hg. v. S. Unseld, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 1974, S. 55.

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  2. H. Hesse, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Frankfurt a.M. 1958, S. 143. Nach dieser Ausgabe wird künftig , JDemian“ zitiert.

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  3. Ein Stückchen Theologie (1932); Gesammelte Schriften, a.a.O., Bd. 7, S. 388 ff. — In Kurzform bereits im Aufsatz „Von der Seele“ (1917), ebd., S. 72. Dasselbe triadische Schema bestimmt beispielsweise auch die Entwicklung Siddharthas; vgl. Gerhart Mayer, Die Begegnung des Christentums mit den asiatischen Religionen im Werk H. Hesses, Bonn 1956, S. 57–89.

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  4. Vgl. George W. Field, Hermann Hesse, New York 1970, p. 51.

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  5. H. Hesse, Künstler und Psychoanalyse (1918); Gesammelte Schriften, a.a.O., Bd. 7, S. 140. — Vgl. etwa August Stramm: „Ich bin nicht ich, nicht Person. Ich fühle mich All! All! Ich bin bewußt des Unbewußten“; in: Literaturrevolution 1910–1925, hg. v. Paul Pörtner, Neuwied 1960, Bd. 1, S. 150.

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  6. H. Hesse, Faust und Zarathustra (1909); in: Nietzsche und die deutsche Literatur, hg. v. Bruno Hillebrand, Bd. 1, Tübingen 1978, S. 155. Vgl. auch Hesses Aufsatz „Zarathustras Wiederkehr“ (1919).

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  7. Kurzgefaßter Lebenslauf; Gesammelte Werke in zwölf Bänden, Frankfurt a. M. 1970, Bd. 6, S. 405.

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Friedrich Huch: Peter Michel

  1. Ludwig Klages in einer Rezension des „Peter Michel“; zitiert nach Rolf Denecke, Fr. Huch und die Problematik der bürgerlichen Welt in der Zeit ihres Verfalls, Diss., Braunschweig 1937, S. 21.

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  2. Vgl. Rilkes drei Rezensionen von „Peter Michel“; R. M. Rilke, Sämtliche Werke, Bd. 5, Frankfurt a.M. 1965, S. 507–515.

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Robert Walser: Jakob von Gunten geschlossen gegenüber der Außenwelt; ein Institut, in dem sich der Schüler Jakob „wie in der bloßen Luft, nicht wie auf festem Boden“ stehend empfindet (454). Nicht nur der Raum, auch die Zeit erscheint seltsam entwirklicht. Das Tagebuch weist keine datierten Eintragungen auf; auch verzichtet Jakob in seiner Lebensschilderung auf jegliche genaue Zeitangabe. Der Schulalltag kennt ebenfalls keine chronologische Progression; er besteht in der monotonen Wederholung eines spärlich begrenzten Lehrstoffes. Die physikalische Zeit scheint zugunsten der erlebten Zeit eines in sich kreisenden subjektiven Bewußtseins aufgehoben.

  1. Dierk Rodewald spricht nur von einer „Parodie auf den klassischen Erziehungsroman“. D. Rodewald, R. Walsers Prosa, Bad Homburg/Berlin 1970, S. 104. Nagi Naguib hält das Werk für einen ,,Anti-Bildungsroman“. (N. Naguib, R. Walser, München 1970,

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Mayer, G. (1992). Die Jahrhundertwende. In: Der deutsche Bildungsroman. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03438-0_6

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