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Zwischen Herz und Vernunft

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Zusammenfassung

Wenn die Reflexion über das Schöne die Form einer Ästhetik annimmt, wenn die Werte als im Subjekt gründend aufgefaßt werden, bleibt noch unvermindert die Frage danach, was innerhalb dieser Subjektivität als Prinzip für das Geschmacks urteil gehalten wird. Handelt es sich dabei um die Vernunft wie die Cartesianer und mit ihnen die Theoretiker der französischen Klassik es meinen oder um das Gefühl, die »Empfindsamkeit« des Herzens, wie es im Verlauf des 18. Jahrhunderts1 immer deutlicher von einer Strömung behauptet wird, die sowohl von Pascal wie auch vom englischen Empirismus ausgeht? Spricht man sich zugunsten der Vernunft aus, so faßt man das Geschmacksurteil entsprechend dem Modell eines logisch-mathematischen Urteils auf: Seine Objektivität ist analog zu derjenigen der Wissenschaften gewährleistet — die Gefahr des Klassizismus besteht im Verlust der Eigentümlichkeit des ästhetischen Urteils, in der Reduktion der Schönheit auf eine schlicht sinnliche Darstellung der Wahrheit Macht man demgegenüber das Gefühl zum ästhetischen Bewertungsprinzip, ist also der Geschmack mehr Sache des Herzens als der Vernunft, so kann die Autonomie der ästhetischen Sphäre zwar erhalten bleiben, aber — so scheint es — nur um den Preis einer derart radikalen Subjektivierung des Schönen, daß die Frage nach der Objektivität von Kriterien zugunsten eines vollkommenen Relativismus herabgewürdigt wird.

»Über Geschmack und Farben läßt sich nicht streiten… und dennoch wird es ständig gemacht!.«

F. Nietzsche

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Literatur

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Ferry, L. (1992). Zwischen Herz und Vernunft. In: Der Mensch als Ästhet. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03437-3_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03437-3_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00865-7

  • Online ISBN: 978-3-476-03437-3

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