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Exemplarische Beziehungen

  • Chapter
Die Xenien
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Zusammenfassung

Die literaturpolitische Kalkulation, die Goethe und Schiller in den Xenien anstellten, ging umso gewisser auf, je mehr andere ihnen vorgearbeitet hatten. Dann schien es aussichtslos, sich der Angegriffenen noch anzunehmen. Obwohl, beispielsweise, Wieland die »Behandlung« der »Stollbergen« für ganz und gar unverzeihlich hielt (1), berührte er sie in seiner Rezension mit keinem Wort. Daß »die Xenien zu Gunsten der einen Partey wüthend über die andre herfielen und jene auf Unkosten dieser erheben wollten«, sei damals das »eigentlich« Empörende gewesen, das »alle rechtlichen Leute gegen jene Spötter« aufbrachte, fand zehn Jahre später ein braver Satiriker. (2) Vor diesem Hintergrund enthüllt das Lob der Xenien für Voß seinen Skandal. Wieland durchschaute die Parteinahme für Voß sofort als strategisch kalkulierte (3) und antwortete entsprechend.

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Notizen

  1. Distichen. Erstes Hundert. Ein neues Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satyre nicht von Falk. Germania 1806, S. 69. — Die Verfasserschaft spricht man Wilhelm Traugott Krug zu, Verlagsort war Frankfurt am Main.

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  2. Aus dem Vossischen Nachlaß. Mitgeteilt von Wolfgang Stammler; in: Goethe-Jahrbuch 33 (1912), S. 20. Wie in den beiden angehängten Versen reimte und urteilte Gleim auch in seiner Antixenien-Sammlung Kraft und Schnelle des alten Peleus, Halberstadt 1797.

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  3. Dazu s. die nach wie vor informative Biographie von: Wilhelm Herbst, Johann Heinrich Voss. 2 Bde. Leipzig 1872/74; ferner: Helmut J. Schneider, Johann Heinrich Voss; in: Deutsche Dichter des 18. Jahrhunderts. Hg. von Benno von Wiese. Berlin 1977, S. 782–815.

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  4. Voß an Bürger, 21. April 1777: »Ich bin so halb und halb entschlossen, die Odüßee zu übersezen. […] Sagen Sie mir Ihr Unheil und Ihren Rath, alter versuchter Streiter!« (Briefe von und an Gottfried August Bürger. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte seiner Zeit. Aus dem Nachlasse hg. von Adolf Strodtmann. Berlin 1874, Bd. 2, S. 68)

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  5. Homers Werke, von Johann Heinrich Voss. 1793 [Rez.]; zuerst in der ALZ, August 1796, wiederabgedruckt in: Fambach 4, S. 1–34, hier S. 2.

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  6. In dem Aufsatz Von der Nachahmung des griechischen Silbenmasses im Deutschen (Ausgewählte Werke. Hg. von Karl August Schleiden. München 1962, S. 1038–1048) hatte Klopstock seine Aneignung des Homerischen Hexamters zuerst, 1755, begründet. Dazu sowie zu Vossens Auseinandersetzung damit s. Günter Häntzschel, Johann Heinrich Voß. Seine Homer-Übersetzung als sprachschöpferische Leistung. München 1977, S. 53–63.

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  7. Wieland erwähnte Klopstocks Urteil, laut Böttiger (zit. in: Zur Geschichte der Wolfschen Prolegomena [Anm. 13], S. 40), am 13. Mai 1795. — Klopstock veröffentlichte seine Kritik erst 1799: in der Ode Unsere Sprache an uns; worüber sich dann zwischen Klopstock und Voß ein Briefwechsel entspann (abgedruckt im Anhang von: Johann Heinrich Voß, Zeitmessung der Deutschen Sprache. Hg. von Abraham Voß. Königsberg 1831, S. 253–269).

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  8. W. Herbst (Johann Heinrich Voss [Anm. 7]) merkt dazu an: »Offenbar schwebten ihm [Voß] als formales Vorbild Lessings Anti-Klotzische Briefe antiquarischen Inhalts vor, aber freilich zeigt nichts deutlicher den Abstand beider Geister als ein Vergleich jener leichtbeschwingten Polemik mit Vossens ungleich gehemmterer und schwerfälligerer Fechtart.« (Bd. 2, S. 201f.) 1795 gab Voß noch die Probe einer neuen Ausgabe von Virgils vierter Ekloge, deren Anhang einen Abschied an Herrn Heyne enthielt.

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  9. Zu Goethes Äußerungen über die Luise s. Walter Müller-Seidel, Goethes Verhältnis zu Johann Heinrich Voss; in: Goethe und Heidelberg. Heidelberg 1949, S. 240–266.

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  10. Am deutlichsten manifestiert sich dieses Bekenntnis vielleicht in seiner Idee einer sentimentalischen Idylle — zu Schillers diesbezüglichen poetischen Plänen s. Norbert Oellers, ›Herkules im Himmel‹ und ›Orpheus in der Unterwelt‹. Zu zwei Gedichtplänen Schillers; in: Impulse 9 (1986), S. 75–89.

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  11. Siehe: Ernst Behler, Friedrich Schlegel. Reinbek 1966, S. 20–43.

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  12. Peter Szondi, Antike und Moderne in der Ästhetik der Goethezeit; in: P.S., Poetik und Geschichtsphilosophie I [= Studienausgabe der Vorlesungen. Hg. von Jean Bollack u.a. Bd. 2]. Frankfurt 1974, S. 102.

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  13. Dazu die sorgfältige Studie von: Joseph P. Bauke, Christian Gottfried Körner und Friedrich Schlegel. Ein unbekannter Kommentar zu Schlegels Frühschriften; in: Jb der Deutschen Schillergesellschaft 7 (1963), S. 15–43.

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  14. Diese Klarstellung ist nötig, da in der älteren Forschung verschiedentlich die irrige Auffassung vertreten wurde, Schlegel hätte seinen STUDiUM-Aufsatz, da er später erschien, unter dem Einfluß der Schillerschen Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung verfaßt. Dazu: Ernst Behler, Einleitung; in: Kritische Ausgabe 1, S. CLXI–CLXXIV; Hans Eichner, The Supposed Influence of Schiller’s Über naive und sentimentalische Dichtung on F. Schlegel’s Über das Studium der griechischen Poesie; in: The Germanic Review 30 (1955), S. 260–264.

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  15. So in einer handschriftlichen Anmerkung zu den Druckbogen des Studium-Aufsatzes, zit. in: Josef Körner, Romantiker und Klassiker. Die Brüder Schlegel in ihren Beziehungen zu Schiller und Goethe. Berlin 1924, S. 45.

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  16. Kritische Ausgabe 1, S. 207. — Den Zusammenhang mit der ›Querelle‹ zeigt: Hans Robert Jauß, Schlegels und Schillers Replik auf die ›Querelle des Anciens et des Modernes‹; in: H.R.J., Literaturgeschichte als Provokation. Frankfurt 1970, S. 67–106.

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  17. Die Auseinandersetzung mit Wolfs Prolegomena belegt Schlegels Aufsatz Über die Homerische Poesie, der den Untertitel trägt: »Mit Rücksicht auf die Wolfischen Untersuchungen«, zuerst in: Deutschland, 1796; Kritische Ausgabe 1, S. 116–132. Den Einfluß der Kantischen Geschichtsphilosophie weist nach: Reinhard Brandt, Zur Dichtungstheorie des frühen Schlegel; in: Zeitschrift für philosophische Forschung 32 (1978), S. 567–577.

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  18. Ferner, grundlegend: Klaus Behrens, Friedrich Schlegels Geschichtsphilosophie (1794–1808). Ein Beitrag zur politischen Romantik. Tübingen 1984.

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  19. Kritische Ausgabe 1, S. 287, 305, 307/08. — Zum Begriff der Naturgeschichte, wie er hier gebraucht wird, s. Wolf Lepenies, Das Ende der Naturgeschichte. Wandel kultureller Selbstverständlichkeiten in den Wissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. München 1976, S. 29–77.

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  20. Kritische Ausgabe 1, S. 296, 298. — Dazu s. Ernst Behler, Die Theorie der Tragödie in der deutschen Frühromantik; in: Romantik in Deutschland. Ein interdisziplinäres Symposion. Hg. von Richard Brinkmann. Stuttgart 1978, S. 572–583.

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  21. Kritische Ausgabe 1, S. 362, 367. — Dazu die überzeugende Studie von: Ingrid Oesterle, Der ›glückliche Anstoß‹ ästhetischer Revolution und die Anstößigkeit politischer Revolution. Ein Denk- und Belegversuch zum Zusammenhang von politischer Formveränderung und kultureller Revolution im Studium-Aufsatz Friedrich Schlegels; in: Zur Modernität der Romantik. Hg. von Dieter Bänsch. Stuttgart 1977 (Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften. 8), S. 167–216.

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  22. Dazu: Peter Szondi, Das Naive ist das Sentimentalische. Zur Begriffsdialektik in Schillers Abhandlung; in: P.S., Schriften II. Hg. von Jean Bollack u.a. Frankfurt 1978, S. 59–105, hier 89ff.

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  23. Theodor Verweyen / Gunther Witting, Nachwort; in: Deutsche Lyrik-Parodien aus drei Jahrhunderten. Stuttgart 1983, S. 299–321, 309. — Zur systematischen Bestimmung der Parodie sei auf deren Untersuchung verwiesen: Die Parodie in der neueren deutschen Literatur. Darmstadt 1979.

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  24. Die Humboldtschen Aufsätze standen im 2. sowie 3. bis 4. Stück der Horen, 1795. — Die Ideologie der Geschlechtertypologie antwortete den epochalen sozialhistorischen Umwälzungen, in deren Verlauf die Ökonomie des ›ganzen Hauses‹ zerrüttet und die bürgerliche Familie hervorgebracht wurden; s. dazu: Karin Hausen, Die Polarisierung der ›Geschlechtscharaktere‹. Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben; in: Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas. Hg. von Werner Conze. Stuttgart 1976, S. 363–393.

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  25. Richard Brinkmann, Romantische Dichtungstheorie in Friedrich Schlegels Frühschriften und Schillers Begriffe des Naiven und Sentimentalischen. Vorzeichen einer Emanzipation des Historischen; in: DVjs 32 (1958), S. 344–371, hier 361. — Brinkmann: »Schlegel ist von vornherein bewegt vom Geist der bewegten konkreten Geschichte. Er ist viel mehr Geschichtsphilosoph als Schiller.« (Ebd.)

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  26. Das räumte Goethe durchaus ein, als er sich dreißig Jahre später, in den Tagund Jahresheften, jenes »widerwärtigen« Verhältnisses erinnerte; WA I. 35, S. 47. — Dazu Lieselotte Blumenthal (Goethes ›Großkophta‹; in: Weimarer Beiträge 7 [1961], S. 1–26, 11): »Das persönliche Verhältnis zwischen Dichter und Komponist war wohl von Anfang an durch Goethes zwiespältigen Eindruck bestimmt; er fühlte sich von Reichardt angezogen und abgestoßen, und bald dominierte das eine, bald das andere.«

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  27. Über Leben und Werk Reichardts informiert am ausführlichsten: Walter Salmen, Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwaltungsbeamter der Goethezeit. Freiburg/Zürich 1963.

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  28. Am 31. August 1795 bat Schiller, wie im Gegenzug, Körner, den Tanz zu vertonen. — Rey M. Longyear, Schiller and Music. Chapel Hill 1966, S. 134: »The collaboration [between Schiller and Reichardt] soon collapsed when Reichardt attempted to set ›Der Tanz‹ according to its author’s specifications. […] Schiller instigated the personal attack and proposed to Goethe […]«

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  29. Dazu: Norbert Oellers, Probleme der Briefkommentierung am Beispiel der Korrespondenz Schillers. Mit besonderer Berücksichtigung des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe; in: Probleme der Brief-Edition. Referate und Diskussionsbeiträge hg. von Wolfgang Frühwald, Hans-Joachim Mähl und Walter Müller-Seidel. Bonn-Bad Godesberg 1977, S. 105–123, hier 121.

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  30. Dazu: Lynn Hunt, Symbole der Macht — Macht der Symbole. Die Französische Revolution und der Entwurf einer politischen Kultur. Frankfurt 1989.

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  31. Ich zitiere nach der Auswahlausgabe: Vertraute Briefe aus Paris (1792). Hg. von Rolf Weber. Berlin 1980, S. 147, 218.

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  32. Vgl. Erich Neuss, Das Giebichensteiner Dichterparadies. Johann Friedrich Reichardt und die Herberge der Romantik. Halle (2) 1949.

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Schwarzbauer, F. (1993). Exemplarische Beziehungen. In: Die Xenien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03432-8_7

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