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Novalis, ›Heinrich von Ofterdingen‹ (1802): Romantischer Figuralismus (Frühromantische Potenzierung 2)

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Der Roman der Goethezeit
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Zusammenfassung

Während jeder Versuch, Schlegels ›Lucinde‹ ohne Rekurs auf die transzendentalphilosophischen und -poetischen Spekulationen ihres Autors zu lesen, zum Scheitern verurteilt sein dürfte, scheint dies für den ›Ofterdingen‹ nicht im gleichen Maße zu gelten.2 Zwar läßt sich heute — angesichts des zwei voluminöse Bände der historisch-kritischen Werkausgabe füllenden »philosophischen Werks« — Hardenbergs Affinität zur idealistischen Philosophie nicht mehr einfach ignorieren, doch ist deren Relevanz für das späte Romanprojekt noch immer nicht schlüssig erwiesen, der deutliche Fortschritt in der Erforschung des theoretisch-philosophischen Werkes noch nicht konsequent für die Interpretation des ›Ofterdingens‹ genutzt worden.3 Daß in einer neuen Novalis-Monographie der Übergang vom theoretischen Frühwerk zu den Dichtungen immer noch als »›Umkippen‹« »höchster transzendentalphilosophischer Bewußtheit in programmatischen Irrationalismus«, in eine Rühmung der »wollüstigen Beseligungen des Bewußtseinsverlusts« (*885, 50 u. 77) dargestellt wird, ist beim heutigen Forschungsstand natürlich eher ein Kuriosum; sein bescheidenes fundamentum in re hat es jedoch daran, daß Novalis den Zusammenhang von Reflexion und dichterischer Produktion in der Tat anders denkt und poetisch anders umsetzt als etwa Friedrich Schlegel.

Begonnen hat Novalis die Arbeit an seinem ›Heinrich von Afterdingen‹ wohl Ende November oder Anfang Dezember 1799; am 5.4.1800 berichtet er Tieck und F. Schlegel von der Fertigstellung des 1. Teils (*882 IV, 327ff.). Die Anfänge des 2. Teils entstehen 1800, beginnend vielleicht Anfang bis 14. Juli (vgl. zu den Angaben die detaillierte ›Zeittafel zu Leben und Werk‹ *882 V, 366ff.); die durch berufliche Schriften wohl mehrfach unterbrochene Arbeitsphase endet vermutlich im Oktober, als Novalis’ Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechtert. Ursprünglich sollte der Roman bei Unger in Berlin erscheinen — mit den gleichen Lettern und im gleichen Format wie die ebenfalls dort publizierten ›Lehrjahre‹. F. Schlegel und Tieck veröffentlichten ihn nach dem Tod des Verfassers (25.3.1801) jedoch bei G. A. Reimer: Im Juni 1802 erschien der erste Teil unter dem Titel ›Heinrich von Ofterdingen. Ein nachgelassener Roman von Novalis‹; dieser erste Teil entsprach dem ersten Band der Ende des gleichen Jahres ebenfalls von Schlegel und Tieck publizierten zweibändigen Ausgabe von Novalis’ ›Schriften‹; deren zweiter Band enthielt dann das Astralis-Gedicht, das Fragment des 2. Teils und einen Bericht Tiecks über die vermutliche Fortsetzung (neu abgedruckt in: *882 I, 359–369) mit den Gedichten ›Wenn nicht mehr Zahlen …‹, ›Lied der Toten‹, und ›Vermählung der Jahreszeiten‹ (zur Entstehungsgeschichte der ›Schriften‹ vgl. jetzt die Materialien in *882 V, 125ff).

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Engel, M. (1993). Novalis, ›Heinrich von Ofterdingen‹ (1802): Romantischer Figuralismus (Frühromantische Potenzierung 2). In: Der Roman der Goethezeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03431-1_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03431-1_9

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00858-9

  • Online ISBN: 978-3-476-03431-1

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