Zusammenfassung
Im Zentrum dieses Kapitels steht der wohl erfolgreichste der jüngeren Versuche, dem Scheitern einer Liebe, den Schmerzen des Verlassenwerdens eine Erzählung abzugewinnen, die zur Studie über eine umfassende, existentielle Vermissung aufsteigt. Die konstruktiven Eigenarten der bereits 1977 erschienenen und überraschend gut aufgenommenen Erzählung Die Widmung (Hage 1987, S.193) fordern eine Lesart, deren Prämissen von denen der vorausgegangenen Interpretationen abweichen. Strauß’ Text gibt sich in hohem Maße als artifizielle Konstruktion; stärker als in Kerbels Flucht oder in Spanische Wände sind hier Plot und Setting lediglich formale Funktionen, die einen die Grenzen des Narrativen strapazierenden umfassenderen Text motivieren. Auf unmittelbar nachvollziehbare Fiktionen wird verzichtet: Die wenigen Charaktere wirken extrem verdichtet und stellen poröse Figurationen einer poetisch behaupteten Typenlehre dar, die, ähnlich Straußens Bühnengestalten, keine individualpsychologische Stringenz beanspruchen. “Da bricht die Fiktion unentwegt” erklärt der Autor selbst über seine Hauptfigur Richard (ebd., S.194).
“Was das Normale ist, in seiner überwältigenden Macht, bekommt man erst beim normalen Scheitern zu spüren, so physisch, so analytisch.” [20f.]1
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van den Boogaart, M.K. (1992). Der Buchhändler. Botho Strauß: Die Widmung. In: Ästhetik des Scheiterns. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03430-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03430-4_7
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Online ISBN: 978-3-476-03430-4
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