Zusammenfassung
Noch entschiedener als in der Zauberflöte geht es bei dem dramma serio per musica in zwei Aufzügen La clemenza di Tito (»Die Milde des Titus«) um die Beseitigung eines krassen Fehlurteiles. Bis heute glaubt man, Mozart gegen dieses Werk verteidigen und in Schutz nehmen zu müssen: Es sei nicht einzusehen, warum er seine Begabung an einen veralteten, konventionellen und unglaubwürdigen Stoff verschwendete. Das angebliche Gelegenheitswerk, das zumeist als Relikt eines überwundenen Stiles und einer untergehenden Gattung abgewertet und belächelt, kaum jedoch als bewußter Abschluß der sieben großen Opern Mozarts zwischen 1780 und 1791 eingestuft wird, ist in Wahrheit ein opus summum, dem Märchenmysterium der Zauberflöte ebenbürtig an die Seite zu stellen. Mozart komponierte La clemenza di Tito nach einem Libretto von Caterino Mazzolà, der in Wien für kurze Zeit Nachfolger da Pontes als Hofdichter war, zwischen Mitte Juli und Anfang September 1791 und vollendete die Oper in Prag, wo sie am 6. September 1791 im Rahmen der Krönung Leopolds II. zum König von Böhmen uraufgeführt wurde — Widmung für einen Monarchen, der ein Jahr zuvor in Frankfurt zum deutschen Kaiser gekrönt worden war, ein Ereignis, das Mozart zum Anlaß genommen hatte, während seiner letzten großen Reise engere Kontakte zum Habsburgischen Herrscherhaus zu knüpfen, um Auftragswerke, womöglich eine offizielle Stellung zu erhalten — leider vergeblich.
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Willaschek, W. (1996). La clemenza di Tito. In: Mozart Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03426-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03426-7_7
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03426-7
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