Zusammenfassung
C.s Anfänge als Komponist nehmen ihren Ausgang von einer Reflexion der Spätromantik und von der Problematik des Expressionismus, wie die Erste Sinfonie nach Texten von Friedrich Nietzsche (1956) und die Zweite Sinfonie (1957) deutlich zeigen. Mit den aphoristischen Impromptus I-IV (1958) bekennt sich der Komponist offen als Anhänger der Avantgarde nach Webern, von der er hauptsächlich die Anforderungen übernimmt, eine unruhige und asymmetrische Rhythmik zu entwickeln, diese aber mit erlesenen Klängen vereint, die sich durch kristalline Klarheit und vibrierende Helligkeit auszeichnen. Die Arbeiten am Ende der fünfziger Jahre, darunter Movimento continuato, Cangianti, Tropi, Aprèslude, Eine kleine Weihnachtsmusik (alle 1959), bestimmen die Richtung der kompositorischen Erfahrungen von C. in Fortsetzung einer ideellen Linie, die man von Debussy über Webern und Messiaen zu Boulez ziehen könnte, einem »Divisionismus« folgend, der das Klangmaterial zertrümmert und pulverisiert, um seine Atome wieder in phantasievolle und funkelnde, gleichsam mit erlesener Goldschmiedekunst ziselierte Arabesken einzuarbeiten. Eine Konstante im Werk des Komponisten ist die Komposition für Klavier (er selbst war als Konzertpianist tätig) — er setzt das Instrument mit hohem Anspruch an Virtuosität ein und verschmelzt traditionelle Elemente wie die Verzierungen Chopins oder die lichtdurchfluteten Klänge Liszts mit einer experimentellen Haltung, die auch elektronische Klänge einbezieht.
Literatur
Suvini Zerboni (Mailand); Schott (Mainz); Ricordi (Mailand).
Il linguaggio musicale dal Rinascimento ad oggi, Mailand 1959. Entstehung und Krise des tonalen Systems, in Melos 27 (1960), 369–372.
Bortolotto, M.: Fase seconda, Turin 1969.
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Magnani, F. (1992). Castiglioni, Niccolò. In: Weber, H. (eds) Metzler Komponisten Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03421-2_53
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