Campra, André

Zusammenfassung

Sucht man ein musikgeschichtliches Pendant zu den Veränderungen in der bildenden Kunst und Architektur Frankreichs um 1700, so erscheint C.s Œuvre geradezu exemplarisch. Die Zeit, in die sein Schaffen fällt, ist von der Ablösung des pompösen »Style Louis XIV« geprägt, der schon vor 1715 einer leichteren und graziöseren Gestaltung wich: Auf Charles Le Bruns repräsentative französische Staatskunst folgten die Fêtes galantes Antoine Watteaus und Nicolas Lancrets. Das Eindringen der im Charakter leichteren italienischen Musik, die von Lully unterdrückt worden war, stellt die folgenreichste musikgeschichtliche Änderung dar, die mit zahlreichen Konzerten italienischer Musik, der Edition von Sammlungen mit italienischen Arien, vor allem aber der Durchdringung der französischen Musik mit italienischen Stilmitteln einherging. Die Neuerungen der Zeit spiegeln sich paradigmatisch im Werk C.s wider: Er verstand es nicht nur, französische und italienische Traditionen zu synthetisieren, sondern er ist als Schöpfer einer neuen Gattung des Bühnenstücks — des Opéra-ballet, einem musikalischen Pendant zu den Fêtes galantes — in die Musikgeschichte eingegangen.