Zusammenfassung
Als bedeutendstes Werk G. C.s, der als Sänger, Instrumentalvirtuose, Komponist und Lehrer gleichermaßen berühmt war, galt schon seinen Zeitgenossen seine Sammlung von Liedern und Madrigalen überwiegend für begleitete Solostimme, Le nuove musiche, (1601-02). Sie entstand unter dem Einfluß der Florentiner Camerata des Grafen Giovanni Bardi, deren Mitglied C. war, einer Art Gelehrtensalon für humanistische Studien, in dem man sich um die Erneuerung der Musik auf der Grundlage der platonischen Ethoslehre bemühte: Man schrieb dem begleiteten Sologesang der Antike große Macht über die Gefühle zu und sah in ihm ein wichtiges erzieherisches Mittel, ganz im Gegensatz zur neuzeitlichen Polyphonie, die nur die Sinne erfreuen könne. Das Hauptanliegen der Camerata, die enge Verbindung zwischen Musik und Sprache, verwirklichte C. im »stile recitativo«, mit dem man »in Tönen fast sprechen« kann und der wie die Musik der Antike die Macht habe, die »Affekte der Seele« zu bewegen; so C. selbst im Vorwort der Nuove musiche, einem epochemachenden Dokument, denn es formuliert ein Ideal der Camerata, das für Generationen gültig blieb. C. forderte »eine gewisse edle Vernachlässigung des Gesanges«: Rhythmus und Tempo sollten sehr frei, dem Text gemäß, gehalten werden. Dazu kam eine außerordentlich virtuose Verzierungskunst, wie sie sonst üblicherweise improvisiert wurde, die C. aber zur Vermeidung falscher Interpretationen teilweise ausschrieb — ein wichtiger Hinweis zur zeitgenössischen Aufführungspraxis, ebenso wie die spätere Sammlung Nuove musiche e nuova maniera di scrìverle (Neue Musik und neue Notationsweise, 1614).
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Literatur
G. C: Le nuove musiche (Florenz 1601-02), Faks. hrsg. von Fr. Vatielli, Rom 1943, und Recent Researches in the Music of the Baroque Era, Bd. 9 New Haven (CT) 1970. Nuove musiche e nuova maniera di scriverle (Florenz 1614), hrsg. ebd., Bd. 28, New Haven (CT) 1978. Euridice (Florenz 1600), Faks. hrsg. von G. Vecchi, (Biblioteca Musica Bononiensis IV 3), Bologna 1968. Fr. C, La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina (Florenz 1625), Northampton (MA) 1945 (Smith College Music Archives Bd. 7).
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Dittrich, MA. (1992). Caccini, Giulio/Caccini, Francesca. In: Weber, H. (eds) Metzler Komponisten Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03421-2_44
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