Zusammenfassung
James hat ein dunkles Gespür für die Spannung zwischen Vater und Sohn. Für ihn zeichnen sich, erst noch unklar, verwaschen, merkwürdig unwohl Konturen ab, die er flieht, die er nicht ertragen kann und die er wiederum verdrängt. James lüftet eine Zeitlang den Vorhang, der die Realität der Beziehung verbirgt. Indem er das Problem der Vaterbindung in seinem Werk aufwirft und sich ihm stellt, denkt und tut er das Verbotene an sich: Er hebt den Schleier des Vergessens, er bricht das Diktat des Erinnerungsverbots. Was in seiner Zeit revolutionär war, gilt noch heute als Blasphemie. James wirft nur einen kurzen Blick hinter diesen Schleier, doch schon was er nur mehr ahnt als sieht, macht ihn schwindeln. Er schließt den Vorhang wieder, diesmal endgültig. Und wie der erste Schritt ein Aufbruch war, besiegelt der Zweite sein Schicksal. Der unwürdige Sohn, der die Träume des Vaters enttäuscht — diese Bankrotterklärung aus dem Munde des Vaters reicht üblicherweise aus, um alles in Frage zu stellen, reicht aus, um reuevoll als verlorener Sohn oder verlorene Tochter in den Schoß der Familie zurückzukehren und wieder Kind zu werden. Doch Joyce wagt einen entscheidenden Schritt. Er traut sich das zu sehen, was ihm von höchster Autorität verboten war.
»Aus einer Vision erweckt zu werden, ist vielleicht gleichso schmerzhaft als eine Geburt.« (VI, 585)
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Loll, U. (1992). Erinnern und verdrängen. In: James Joyce. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03420-5_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03420-5_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00846-6
Online ISBN: 978-3-476-03420-5
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