Zusammenfassung
Die Epoche des Quattrocento verbindet sich im allgemeinen mit den Begriffen »Renaissance« und »Humanismus« und wird vielfach, nicht ganz zu Recht, mit ihnen sogar als deckungsgleich angesehen. Dabei meint »Renaissance« die Gesamtheit der kulturellen Einzelphänomene, »Humanismus« die literarischphilologische Absicherung dieser Erneuerung aller Lebensbereiche durch das systematische Studium der Werke der Römer und Griechen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß die Anfänge dieser Bewegung, der sog. Proto- oder Prähumanismus, bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen; sie wurden allerdings nur von einer kleinen Gruppe von Gebildeten, hauptsächlich in Norditalien, getragen. Wahrscheinlich wäre der Humanismus eine Bestrebung unter vielen geblieben, hätte er sich nicht mit politischen wie religiösen Wiedergeburtsvorstellungen verbunden und wäre so nach Süden, vor allem in die Toskana, verpflanzt worden. Hier traf er auf eine wirtschaftlich florierende oligarchisch strukturierte Laienkultur, die sich viele seiner zentralen Ideen zu eigen machte: das Studium der Antike und ihrer Lebensformen (Kunst, Architektur, Politik, Geschichte, Literatur, Philosophie, Medizin usw.), denen Modellfunktion zugeschrieben wird; eine Hinwendung zu Individualismus und Kosmopolitismus; eine verstärkte Förderung von Ökonomie und Naturwissenschaften; und ganz generell eine unvoreingenommene Erforschung des umgebenden Mikro- und Makrokosmos.
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Kapp, V. et al. (1994). Quattrocento. In: Kapp, V., et al. Italienische Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03418-2_3
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Online ISBN: 978-3-476-03418-2
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