Die Suche nach dem schwulen Ich

Zusammenfassung

1980 veröffentlicht ein 19-jähriger Schüler, Ronald M. Schernikau, ein Büchlein mit dem Titel Kleinstadtnovelle. Es beginnt mit einer Aufwach-Szene des Protagonisten „b.”, der von seiner Mutter ge weckt wird:

ich habe angst, bin weiblich, bin mannlich, doppelt. fühle meinen körper sich von meinem korper entfernen, sehe meine weißen hände, die augen im Spiegel, ich will nicht doppelt sein wer bin ich? will ich sein, männlich, weiblich, sehe nur weiß. ich stehe mir gegenüber, will mich erreichen, strecke meine arme nach mir aus wo bin ich? ich sehe, kusse, umarme und vereinige mich. irgendwann taucht lea auf, dann nochmal, schließlich nimmt er es bewuBt wahr. b. fühlt: er liegt im bett, es ist morgens, sein zimmer verschwimmt, er versucht es wahrzunehmen, spurt das bewegen seines kopfes, steuert nicht. keine hoffnung heute nen guten tag, scheiBaufstehn scheiBschule scheiBleben. was ihn gewohnheitsmäßig nervt ist seine mutter, die ihn versucht zu wecken, seit jahren die gleichen worte, sätze, diese stimmlage. es gibt kein entrinnen vor ihrer liebe, die sie auch dazu treibt, ihn so zart zu wecken, daB das aufwa- chen fast unerträglich in die länge gezogen wird. sein zurückkommen, sein sammeln, sein muffigsein ist nur die reaktion auf ihr hinauszögern der wirklichkeit.¹