Zusammenfassung
Die substantielle Freiheit ist die ambivalente und problematische Grundsituation des Menschen in der Welt. Sie ist die Ursache aller Größe, Güte und Wahrhaftigkeit, aber auch aller Erbärmlichkeit, Torheit und Bosheit, zu der Menschen fähig sind. Dieser dunklen Seiten wegen reduziert man die substantielle Freiheit auf das vermeintlich Positive, in der Hoffnung, so nicht nur von jenen verschont zu werden, sondern sogar an der attributiven ein Heilmittel gegen jene zu haben. In dieser Beschränkung auf die attributive Form der Freiheit offenbart sich eine Denkungsart, die Wünsche und Hoffnungen zum Prinzip des Handelns macht, anstatt sich an die Realität zu halten. Doch mit der bloßen Hoffnung auf Verhältnisse, wie sie sein könnten, vielleicht sogar sein sollten, und mit der Einübung in sie kann man die bedenklichen und bestürzenden Möglichkeiten des Menschen weder vergessen machen noch verhindern, daß sich ihretwegen immer wieder Katastrophen im Leben des einzelnen wie in der Entwicklung der Menschheit insgesamt ereignen.
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Wokart, N. (1992). Beschluß. In: Antagonismus der Freiheit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03398-7_7
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