Dialog, Kritik und Pluralismus

Zusammenfassung

Die bisherige Diskussion der Rortyschen Realismuskritik hat gezeigt, daß in bezug auf äußere Natur oder Realität eine Hintergehung unserer Sprache und Theorien — um diese mit der Wirklichkeit an sich zu vergleichen — prinzipiell nicht möglich ist. Rorty hatte aus dieser Tatsache die unumgängliche Diskursrelativität von Wahrheit schlechthin abgeleitet und diese selbst als ein imgrunde redundantes Kompliment für praktisch bewährte Äußerungen und Überzeugungen bestimmt. Zugleich aber hat er — trotz Davidson — den historisch-kulturellen Pluralismus symbolischer Ordnungen akzeptiert und mit dem Begriff des Basisvokabulars in seine Theorie aufgenommen. Damit stellt sich seiner Konzeption freilich die Grundfrage jeder Hermeneutik, wie die Pluralität verschiedener Sinnsysteme mit dem Anspruch auf universale Wahrheit begrifflich vermittelt werden kann, auf eine spezifische Weise: Wie kann die Diskursrelativität von Wahrheit behauptet werden, ohne damit (unter pluralistischen Prämissen) einer völligen Gleich-Gültigkeit der Diskurse und Traditionen das Wort zu reden — womit ein schlechter Relativismus vertreten würde — oder aber (unter interpretationstheoretischen Prämissen) den anderen Sinn allein in bezug auf die eigene Vorstellungswelt anzuerkennen und gelten zu lassen — um damit einem ebenso verheerenden Ethnozentrismus zu verfallen?