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Die Handbücher der Hofmannskunst

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Book cover Rhetorische Strategien des Hofmannes
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Zusammenfassung

Die Interpretationsgeschichte des Cortegiano hat sich nicht einmal auf eine Bestimmung seiner Textgattung einigen können. Während er auf der einen Seite, die paradigmatisch von Vittorio Cian vertreten wurde, als literarisches Werk oder als rückblickend-idealisierende Autobiographie angesehen wurde, ist er auf der anderen, vor allem in der neueren angelsächsischen Literatur, als durchaus pragmatisches »handbook for survival« im höfischen Milieu interpretiert worden. Wir hatten diesem Begriff des Handbuches hinzufügen müssen, ohne damit zu Cians Position zurückzukehren, daß sich Castigliones »rhetorica docens« als unablösbar von seiner Vorführung einer höfischen »rhetorica utens« erweist. Insofern schien uns die ausschließliche Alternative zwischen einem applikablen Traktat und einem realitätsfernen literarischen Werk falsch gestellt. Wie innerhalb der Rhetorik das Verlangen nach festen Regeln und zwingenden Beweisen als »vitium ingenu«1 gilt, hat auch Castiglione keinen Regelkatalog aufgestellt, sondern die Technik der »cortegiania« exemplarisch seiner »rhetorica utens« eingesenkt. Er hatte dementsprechend die Entfaltung seiner Hofmannskunst dergestalt in die rhetorische Selbstvorführung der Hofgesellschaft integriert, daß am Ende seines Buches schon beim zeitgenössischen Publikum der Eindruck zurückbleiben konnte, zwar einen eleganten Dialog gelesen, über die Hofmannskunst jedoch nichts Genaues erfahren zu haben. Wenn wir in diesem Kapitel den Cortegiano mit einigen heute vergessenen Versuchen einer technischen Festlegung der Hofmannskunst vergleichen, so handelt es sich dabei notwendigerweise um Texte, die auf den rhetorischen Status von Castigliones Werk ausdrücklich Verzicht leisten und die daher auch seinem literarischen Rang in keiner Weise gemäß sein können und wollen.

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Notizen

  1. Zur Biographie Nifos cfr. C. Minien Riccio, Memorie storiche degli scrittori nati nel Regno di Napoli, Napoli 1844, ad vocem.

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  2. Eine umfangreiche Bibliographie der Schriften Nifos findet sich in Christian G. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Fortsetzungen und Ergänzungen von H. W. Rotermund, Bd. V, 1816, ad vocem.

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  3. Mario Santoro, Fortuna, ragione e prudenza nella civiltà letteraria del Cinquecento, Napoli 21978, pp. 517ff, hat sich ausführlich mit einer anderen Schrift Rosellos, Della prudenza de’ prencipi von 1552, befaßt. Bibliographische und biographische Informationen zu Rosello finden sich p. 520.

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  4. Zum Begriff der »patientia« cfr. auch Leon Battista Alberti, Momo, ed. critica e trad, a cura di Rino Consolo, Genova 1986, p. 265.

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  5. Paolo Giovio, Dialogo dell’imprese, a cura di Maria Luisa Doglio, Roma 1978, p. 34.

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  6. Zur Funktion von Giraldis Tragödien im Repräsentationsapparat von Ferrara cfr. neuerdings Raffaele Cavaluzzi, Nel sistema della corte. Intellettuali, potere e »crisi italiana«, Palermo 1986, pp. 54ff.

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  7. Torquato Tasso, Il Malpiglio overo de la corte, in: Dialoghi, a cura di Ezio Raimondi, 3 Bd., Firenze 1958, Bd. II, pp. 547 – 565; Zit. p. 552.

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Hinz, M. (1992). Die Handbücher der Hofmannskunst. In: Rhetorische Strategien des Hofmannes. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03395-6_4

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00820-6

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