Zusammenfassung
Einen Reisebericht für seine Freunde nannte Lion Feuchtwanger im Untertitel sein Buch Moskau 1937. Er hat sich indes mit ihm Feinde gemacht. Moskau 1937 — das hat gewiß kein Opportunist geschrieben, im Gegenteil, sein Autor hat ob dieses Bekenntnisses zur Sowjetunion Konflikte in Kauf genommen (er lebte damals ja im französischen Exil, später in den Vereinigten Staaten). Heute ist man beim Lesen in der kleinen Schrift immer wieder versucht, sie für eine groteske Blütenlese “Reisende Poeten preisen Sowjetrußland” weidlich auszuschlachten. Denn der Schriftsteller wählt, ein Märchenland zu schildern, gelegentlich geradezu die Sprache des Kinderbuchs:
“Der Mann Stalin begnügte sich nicht, das Richtige zu sehen und zu sagen. Er arbeitete, er ging den richtigen Weg. Er faßte die Bauern in Genossenschaften zusammen, industrialisierte, baute am Sozialismus in der Sowjetunion, baute ihn auf… Stalins Werk gedieh. Kohlen wurden gefördert, Eisen und Erze wurden gefördert, Elektrizitätswerke entstanden, die Schwerindustrie blieb kaum mehr hinter der eines andern Landes zurück, Städte wurden gebaut, die Reallöhne stiegen, die kleinbürgerlichen Widerstände der Bauern wurden überwunden, ihre Gemeinschaftsgüter gaben Ertrag, in immer größeren Massen drängten sie in die Kollektivgüter … Stalins Bau wuchs und wuchs. Aber Stalin mußte sehen, daß es immer noch Leute gab, die an dieses sichtbare Werk nicht glauben wollten, die den Thesen Trotzkis mehr glaubten als dem Augenschein.“2
Etwa gegen zwei Uhr weckte mich H.G. Hinter ihm stand ein Offizier des NKWD. “Du mußt dich anziehen. Wir sind beide verhaftet. ”…
“Wenn es sich bloß aufklärt, bis Feuchtwanger kommt! Es wäre doch furchtbar, wenn er von unserem Mißgeschick erführe…”
(Trude Richter, Totgesagt. Erinnerungen1)
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Kröhnke, K. (1991). In Paris Volksfront, in Moskau Prozesse. In: Lion Feuchtwanger — Der Ästhet in der Sowjetunion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03389-5_2
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