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Der Begriff der Moderne

  • Chapter
Die literarische Moderne
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Zusammenfassung

Als in den achtziger Jahren die Diskussion um die Frage aufbrach, ob wir bereits aus dem Zeitalter der Moderne in das der Postmoderne eingetreten seien, wurde auch deutlich, wie diffus die Vorstellungen von jener Epoche sind, die wir die Moderne nennen, in der wir ja leben — oder vielleicht auch nicht mehr. Meint Moderne die Neuzeit schlechthin, also einen Zeitabschnitt, der mit der Renaissance einsetzt, oder meint der Begriff nur ein Segment daraus, den Prozeß der Industrialisierung beispielsweise, der ja in Deutschland erst im 19. Jahrhundert greift? Und was akzentuiert der Begriff der Moderne? Das Fortschreiten der ›modernen‹ Wissenschaft und Technik oder eher den damit vielleicht verbundenen Werteverlust, also einen als Krise wahrgenommenen geistigen Prozeß, oder verbinden wir mit dem Begriff der Moderne vor allem die Befreiung des Menschen aus Unmündigkeit, einen eher politischen Vorgang also?

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Notizen

  1. Wolfgang Welsch: Nach welcher Moderne? Klärungsversuche im Feld von Architektur und Philosophie In: Moderne oder Postmoderne? Zur Signatur des gegenwärtigen Zeitalters Hrsg. P. Koslowski, R. Spaemann, R. Löw. Heidelberg 1986, S. 237.

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  2. Gerd Hemmerich: Überlegungen zum Phänomen der Moderne und ihrer Geschichte In: Zur Geschichtlichkeit der Moderne. Der Begriff der literarischen Moderne in Theorie und Deutung Festschr. U. Fülleborn. Hrsg. T. Elm und G. Hemmerich. München 1982, S. 24 und 35.

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  3. Vgl. Hans Robert Jauß: Literarische Tradition und gegenwärtiges Bewußtsein der Modernität In: Literaturgeschichte als Provokation Frankfurt/M. 1970, S. 11ff.

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  4. Helmut Kreuzer: Zur Periodisierung der ›modernen‹ deutschen Literatur In: Basis. Jahrb. f. dt. Gegenwartslit 2, 1971, S. 501. Kreuzer lehnt sich hier an Formulierungen von Wolfdietrich Rasch an (Zur deutschen Literatur seit der Jahrhundertwende Stuttgart 1967, Vorwort).

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  5. Samuel Lublinski: Die Bilanz der Moderne Berlin 1904. Neu hg. v. G. Wunberg. Tübingen 1974

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  6. Gerhard R. Kaiser: Zur Metaphorik der Moderne In: Synthesis 10, Bukarest 1983, S. 65ff. In der Hoffmann-, Heine- und Büchnerforschung kommt zwar der Begriff der Modernität vor — so in dem Beitrag Heinrich Heines Modernität von Hans Joachim Bernhard (Wiss. Zschr. d. Univ. Rostock 22, 1973, S. 415ff.) — spielt aber nicht die vielleicht erwartete zentrale Rolle. Siehe jedoch: Hanna Geldrich: Heine und der spanisch-amerikanische Modernismo Bern u.a. 1971. Als einen wichtigen Beitrag in diesem Zusammenhang möchte ich auch Die Geburt der literarischen Moderne aus dem Geist der Moral von Peter Bürger nennen (Merkur 39, 1985, S. 1026ff.), der den Begriff der literarischen Moderne an die Aufkündigung eines christlich-moralischen Standpunktes des Erzählers, dargelegt am Werk Flauberts, rückbindet, allerdings auch deutlich macht, daß der damit verbundene ästhetische Schock nur im Rahmen eines moralisch-bürgerlichen Erwartungshorizontes wirkte. Auf Bürgers Theorie der Avantgarde (Frankfurt/M. 1974) kommen wir noch zurück.

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  7. Hugo Friedrich: Die Struktur der modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur Gegenwart Hamburg 1956. Friedrich zitiert allerdings nur wenige Äußerungen von Novalis über künftige Dichtung, die vor allem Novalis’ Faszination für das Heterogene, Chaotische und das Dunkle der Sprachmagie belegen sollen. Im Anschluß an Friedrich hat sich auch in der Germanistik eine breite Diskussion um die moderne Lyrik entwickelt, die u.a. ihren Niederschlag fanden in Heinz Otto Burgers Aufsatz Von der Struktureinheit klassischer und moderner deutscher Lyrik (1959) und Karl Otto Conradys Vortrag Moderne Lyrik und die Tradition (1958). Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch der frühe Beitrag von Paul Böckmann über Die Sageweisen der modernen Lyrik von 1953, der vor allem den Verlust der Sicherheit in der Ich-Aussage, die Fragmentarisierung der Welt und die korrespondierende Montagetechnik als Merkmale der modernen Lyrik hervorhebt. Benn und Trakl liefern nach Böckmann dafür einschlägige Beispiele. Die wichtigsten Beiträge dieser Diskussion sind zusammengefaßt in: Zur Lyrik-Diskussion Hrsg. von R. Grimm. Darmstadt 1974. [10] Dies vor allem in den Publikationen: Der romantische Brief. Die Entstehung ästhetischer Subjektivität Frankfurt/M. 1989 (1987) und: Die Kritik der Romantik. Der Verdacht der Philosophie gegen die literarische Moderne Frankfurt/M. 1989. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch der Band von Gerhard vom Hofe und Peter Pfaff: Das Elend des Polyphem. Zum Thema der Subjektivität bei Thomas Bernhard, Peter Handke, Wolfgang Koeppen und Botho Strauß (Frankfurt/M. 1980), der mit einem Exkurs zum »Begriff der Subjektivität seit der Romantik« beginnt.

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  8. Thomas Hobbes: Vom Körper. Elemente der Philosophie I Ausgewählt und übersetzt von Max Frischeisen-Köhler. Hamburg 1967, S. 6. Der englische Text in der kritischen Ausgabe wurde ediert von Sir William Molesworth: The English Works of Thomas Hobbes Vol. I. London 1839, dort S. 3.

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  9. Georg Büchner: Sämtliche Werke und Briefe Hrsg. W. Lehmann. Bd. I. Hamburg 1967, S. 99.

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  10. Dies u.a. in den analytischen Passagen des Kommunistischen Manifests Dort die Formulierung: »Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen… Die Burgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation.« Karl Marx: Die Frühschriften Hrsg. S. Landshut. Stuttgart 1964, S. 529.

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  11. Jürgen Habermas: Kleine politische Schriften I–IV Frankfurt/M. 1981, S. 446f. Dort auch die folgenden Zitate. Es handelt sich bei diesem Text mit dem Titel Die Moderne — ein unvollendetes Projekt um eine Rede aus dem Jahre 1980 zu Anlaß der Vergabe des Adorno-Preises an Habermas.

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  12. Jürgen Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt/M. 1985, S. 423. Zur oben angeführten Kritik an Nietzsche siehe S. 106f.

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  13. Johann Gottfried Herder: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit Sämtl. Werke. Hrsg. B. Suphan. Bd. V. Berlin 1891. Neudruck Hildesheim o. J., S. 550. Siehe Kap. II.2.1.

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  14. Johann Jacob Breitinger: Critische Dichtkunst Worinnen die Poetische Mahlerey in Absicht auf die Erfindung Im Grunde untersuchet und mit Beyspielen aus den berühmtesten Alten und Neuern erläutert wird Zürich 1740. Neudruck Stuttgart 1966, S. 110.

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Vietta, S. (1992). Der Begriff der Moderne. In: Die literarische Moderne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03388-8_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03388-8_2

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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