Zusammenfassung
Jedes Erzählen einer Geschichte ist darauf angewiesen, Phasen zu bilden und Einschnitte zu setzen, mit denen der Erzähler seine Geschichte nicht nur übersichtlicher gestalten, sondern ihr auch einen bestimmten Sinn, eine bestimmte Zielrichtung, unterlegen will. Dies gilt auch für die Geschichtsschreibung und deren Sonderfall, die Literaturgeschichtsschreibung. Selbst die relativ neutrale, weil zunächst rein chronologische Begrenzung, die unser Titeletikett »Frühe Neuzeit« setzt, ist voller narrativer und damit auch sinnstiftender oder -akzentuierender Implikationen: »Neuzeit« erhebt den Anspruch, daß in dieser Zeitphase sich ein Neues gegenüber einem Alten der Vergangenheit, dem Mittelalter, durchsetzt, und »früh« deutet an, daß sich dieses Neue erst durchzusetzen beginnt und es sich erst in der Zukunft der Aufklärung des späten 17. und des 18. Jahrhunderts erfüllen wird. Der Titel kündigt damit schon die Geschichte einer Modernisierung an. Und im Untertitel »Von Morus bis Milton« werden nicht nur zwei bekannte und einprägsam alliterierende Autorennamen aneinandergereiht, sondern es wird auch suggeriert, daß die beiden Autoren ein kontinuierlicher Entwicklungszusammenhang verbindet, daß beide, wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise, die divergierenden Voraussetzungen und Ansprüche eines an der Antike orientierten Humanismus und einer christlich orientierten Weltsicht für ihre sehr unterschiedliche historische Situation literarisch in Einklang zu bringen versuchen.
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Pfister, M. (1999). Die Frühe Neuzeit: Von Morus Bis Milton. In: Seeber, H.U., et al. Englische Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03373-4_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03373-4_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01728-4
Online ISBN: 978-3-476-03373-4
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