Zusammenfassung
Leibniz übernimmt den Terminus »individuell« bekanntlich aus der Tradition der aristotelischen Logik. Nach deren Definition sind Individuen Elemente derselben untersten Art und können als solche durch Wesensmerkmale der Art oder Gattung nicht voneinander unterschieden werden. Während man aber in der Tradition von der Inkommensurabilität der species infima als der den Individuen gemeinsamen untersten Art einerseits und den Individuen selbst andererseits ausgeht, setzt Leibniz hier einen nicht nur für seine Logik, sondern vielmehr noch für die Lehre von der individuellen Substanz im Kontext seiner metaphysischen Schriften entscheidend neuen Akzent: Er versteht den Begriff eines Seienden, unter dessen Form dieses Seiende subsumiert wird, als unendlich determinierbar, sodaß schließlich Begriff und Individuum zusammenfallen. Damit dehnt Leibniz das Prinzip des Thomas von Aquin: »quod ibi omne individuum sit species infima«, das dieser auf die Engel und reinen Intelligenzen beschränkt hatte, auf alle Individuen aus.[1] Ein Individuum unterscheidet sich von einem anderen ebenso wie eine Spezies von einer anderen, wird also im Vergleich zur traditionellen Unterordnung von Individuen unter den allgemeinen Begriff einer Spezies aufgewertet.
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Anmerkungen
Gottfried Wilhelm Leibniz, Discours de Métaphysique/Metaphysische Abhandlung, übers. und hg. von Herbert Herring, Hamburg 1958. Hier: § 9.
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Rudolph, E. (1991). Das determinierte Individuum. In: Odyssee des Individuums. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03370-3_3
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