Zusammenfassung
Erneut steht Kleists Wahrheitsproblem auf dem Prüfstand; und es wird noch einmal zugespitzt: Waren es früher die Gegensätze von Gefühl und Schicksal, von Herz und Verstand oder von absolutem Ich und endlichem Bewußtsein, die dem Kleistschen Erkenntnisdilemma Ausdruck verleihen sollten, so glaubt die Verf. der vorliegenden Studie, die Struktur des Kleistschen Werkes in der »paradoxen Verfaßtheit des Verhältnisses der Pole Ich und Welt« (S. 9) wahrzunehmen; in jener unauflös lichen Spannung, die sie im Zeichen der Opposition von »Unmittelbarkeit« und »Vermittlung« behandelt. Doch stellt sich die Frage, ob das neue Gegensatzpaar der Problematik Kleists mehr entspricht als die früheren? Zumindest der zweite Bestandteil der Opposition (»Vermittlung«) ist irritierend. Im Kontext der Zeit wird damit die Aufhebung (oder Ausgleichung) gegensätzlicher Kräfte bezeichnet. »Vermittlung« zielt auf Vereinigung, intendiert die Ganzheit von Ich und Welt, von Subjekt und Objekt. Davon kann aber bei Kleist keine Rede sein, wie Verf. nachdrücklich hervorhebt; und in diesem Sinne verwendet sie das Wort »Vermittlung« auch nicht. Sie gebraucht es in der Bedeutung von »Mittelbarkeit« und bezeichnet damit die institutionelle Entfremdung der »Ordnungszusammenhäng[e] von Sprache, Religion, Familie und Staat« (S. 9). Gesetze und Behörden (auch kirchlicher Art) erscheinen Schulte als Instanzen der »Vermittlung«, so daß Walter im >Zerbrochnen Krug< vor allem als Verwalter (des Rechts) gesehen wird, letztlich als Bürokrat (S. 105 ff.).
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Strack, F. (1991). Bettina Schulte: Unmittelbarkeit und Vermittlung im Werk Heinrich von Kleists. Göttingen und Zürich: Vandenhoeck und Ruprecht 1988. 247 S. In: Kreutzer, H.J. (eds) Kleist-Jahrbuch 1991. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03367-3_21
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03367-3_21
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00767-4
Online ISBN: 978-3-476-03367-3
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