Theater im deutschen Fernsehen — Kleist als Beispiel

Zusammenfassung

Meine Damen und Herren, es muß an Ihnen liegen: gegen meine Gewohnheit habe ich schlecht geschlafen und übel geträumt. Herr Kreutzer hatte mir zugeraunt: »ER hat sein Erscheinen für heute nachmittag angekündigt. « Die belegte Stimme und die gewählte Ausdrucksweise machten mich gleich unsicher. Aber vielleicht spricht man so in akademischen Gesellschaften. Ich kenne da die Regeln nicht. »Wer kommt?« frage ich. »ER«, entgegnet er, »Heinrich von«. Augenblicklich bricht mir der Schweiß aus: Um Himmels willen. Das ist ja schrecklich. Er ist doch tot. Und ausgerechnet heute nachmittag, wo ohnehin jeder nach dem Essen etwas müde ist, und zu mir: »Theater im Fernsehen«. Der wird sich wundern. Da hat der doch Null Ahnung. Und noch dazu in Deutschland. Wo soll ich denn da anfangen? Bei der Teilung oder der Wiedervereinigung? Was sagen über die entscheidende Rolle, die Ungarn, unser Gastland, zwischen dem einen und dem anderen Zustand gespielt hat? Und die Medien? Insbesondere das Fernsehen? Na, das kann heiter werden. Selbst wenn ich mich unter irgendeinem Vorwand auf das bundesdeutsche Fernsehen beschränke, sind die Dinge für IHN immer noch viel zu kompliziert: Das duale Prinzip wäre ihm zu erklären — öffentlich-rechtlich neben oder gegen privat, Gebühren, Werbung, gesellschaftlich relevante Gruppen als Kontrolle zur Wahrung des Programmauftrags. Überhaupt: der Programmauftrag, Information, Unterhaltung, Bildung, und was ist da was?