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Bernd Fischer: Ironische Metaphysik

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Kleist-Jahrbuch 1990
  • 74 Accesses

Zusammenfassung

Eine umfassende Analyse sämtlicher Erzählungen Heinrich von Kleists stellt seit längerem ein Desiderat der Forschung dar, das weder durch Peter Horns ziemlich disparate und des öfteren forciert vereinseitigte Darstellung noch durch die formalistische Untersuchung von Reinhard Heinritz hinlänglich befriedigt werden konnte.1 Auch Fischers Buch ist, wie das von Horn, teilweise aus Einzelveröffentlichungen erwachsen (was spürbar bleibt), müht sich aber um eine einheitliche Perspektive, die im Titel angedeutet wird. Fußend auf den Darstellungen von John M. Ellis2 und Michael Moering,3 sucht Fischer allen Texten ein gemeinsames Ironiekonzept zu unterlegen: Damals gängige religiöse, ethische, philosophische und literarische Muster würden lediglich zitiert, vom jeweiligen Erzähler scheinbar affirmativ vorgetragen, in Wahrheit mit subtilster Ironie »dekonstruiert« (S. 12). Dabei setze diese »subversive Prosa« keine neuen Weltbilder, sondern verharre »im bloßen Affront« (S. 146). — Sonderlich neu ist das nicht (weshalb die Attacken auf die » existentialistischen« Kleist-Deutungen denn auch zumeist offene Türen einrennen), und der Wert des Buches liegt vor allem in der Zusammenfassung derzeit vorherrschender Tendenzen der Forschung.

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Notizen

  1. Peter Horn, Heinrich von Kleists Erzählungen. Eine Einführung, Königstein/Ts. 1978; Reinhard Heinritz, Kleists Erzähltexte. Interpretation nach formalistischen Theorieansätzen, Erlangen 1983.

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  2. Vor allem: Heinrich von Kleist. Studies in the Character and Meanings of his Writings, Chapel Hill 1979.

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  3. Michael Moering, Witz und Ironie in der Prosa Heinrich von Kleists, München 1972.

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  4. Vgl. z. B. S. 33, Anm. 75 (Voltaires ›Poeme sur le désastre de Lisbonne‹ als mögliche Quelle für Kleists Gedanken vom gleichen Gesetz, das über die physische und die moralische Welt herrsche, wie auch für den ›Satz aus der höheren Kritik‹); S. 95 (Hinweis auf die gewaltsame Wiedereinführung des Katholizismus in Aachen im Jahre 1598); S. 101 ff. (Artikel in Heinrich Zschokkes Journalen zum Aufstand in St. Domingo als möglicher Anstoß für Kleists Erzählung); S. 108 ff. (Vergleich der ›Verlobung in St. Domingo‹ mit Schillers ›Kabale und Liebe‹).

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  5. Von Nagelschmidt ist bei der Erstürmung der Tronkenburg noch keine Rede (vgl. S. 71); zwar hat Kohlhaas seinen Meierhof im Brandenburgischen veräußert (vgl. S. 77 f.), ihn zur Zeit des Dresdner Todesurteils aber längst zurückgekauft; »Deine Elisabeth« ist keineswegs die Antwort des Kastellans auf Kohlhaasens Frage, wer ihm den Zettel gegeben habe (vgl. S. 81), sondern die Unterschrift auf dem Brief der Zigeunerin; nicht Elvire hat Colinos Bildnis hinter einem schwarzen Tuch versteckt (vgl. S.119), sondern Nicolo; stets falsch geschrieben werden »Würgengel« und »Rechtgefühl« (zum Unterschied zwischen »Rechtgefühl« und »Rechtsgefühl« vgl. Joachim Rückert, » … der Welt in der Pflicht verfallen…«. Kleists ›Kohlhaas‹ als moral- und rechtsphilosophische Stellungnahme. In: Kleist-Jahrbuch 1988/89, S. 385).

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  6. Walter Hettche, Heinrich von Kleists Lyrik, Frankfurt/Main, Bern, New York 1986 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, Bd. 859).

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  7. Wolfgang Wittkowski, Skepsis, Noblesse, Ironie. Formen des Als-ob in Kleists ›Erdbeben‹. In: Euphorion 63, 1969, S.247–283.

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  8. Vgl. S. 117 tt. das ähnhche Vertahren gegenuber kriedrich von Irota (›uer Gwelkampt‹).

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  9. Thomas Mann, Heinrich von Kleist und seine Erzählungen. In: ders., Gesammelte Werke in dreizehn Bänden, Bd. 9: Reden und Aufsätze, Frankfurt/Main 1974, S. 823–842; hier S. 837.

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  10. Über den Zustand der Schwarzen in Amerika. In: Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe. Hg. von Helmut Sembdner, 7. Auflage, München 1984, Bd. 2, S. 440–443.

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  11. Beda Allemann, Sinn und Unsinn von Kleists Gespräch ›Uber das Marionettentheater‹, In: Kleist-Jahrbuch 1981/82, S. 50–65; Gerhard Kurz, «Gott befohlen«. Kleists Dialog ›Über das Marionettentheater‹ und der Mythos vom Sündenfall des Bewußtseins. In: ebd., S. 264–277.

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  12. Vgl. dort vor allem die Ausführungen des Marionettisten Wolfgang Kurock (Heinrich von Kleist und die Marionette, S.102–108) und diejenigen von Sydna Stern Weiss (Kleist and Mathematics: The Non-Euclidean Idea in the Conclusion of the >Marionettentheater< Essay, S.117–126).

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  13. Zu weiteren Einzelheiten vgl. den Kommentar in meiner Ausgabe von Kleists Erzählungen, Anekdoten, Gedichten, Schriften (Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 3, Frankfurt/Main 1990, S. 1137–1147).

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Hans Joachim Kreutzer

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© 1991 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Müller-Salget, K. (1991). Bernd Fischer: Ironische Metaphysik. In: Kreutzer, H.J. (eds) Kleist-Jahrbuch 1990. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03361-1_20

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03361-1_20

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00758-2

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