Zusammenfassung
Die treibende Kraft hinter dem Bürgertum, mit deren Hilfe es ihm im 19. Jahrhundert gelingt, adelige Priviligien für sich zu beanspruchen und im bürgerlichen Maßstab in die Tat umzusetzen, ist das Vereinswesen. In Goethes und Schillers Dilettantismuskritik werden ja als mögliche positive Entwicklungen des künstlerischen Nivellierungsprozesses die kreative Ausbildung des Subjekts sowie die Förderung der Geselligkeit, d. h. der sozialen Gruppenbildung, angeführt; spielend erobern sich die Bürger Bildung und soziale Vormachtstellung, die ihnen im 19. Jahrhundert niemand mehr streitig machen wird:
In diesem Sinn ist die Moderne aus einem neuen Prinzip der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung hervorgegangen, das man am besten als Vereinsbildung bezeichnet.1
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Notizen
Friedrich H. Tenbruck, Wilhelm A. Ruopp, Modernisierung — Vergesellschaftung — Gruppenbildung — Vereinswesen, in: Gruppensoziologie, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 25 (Opladen 1983), S. 70
Georg Simmel, Soziologie der Geselligkeit, in: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages v. 19. — 22. Okt. 1910 in Frankfurt am Main (Tübingen 1911), S. 4
Theodor Fontane, Briefe in zwei Bänden, Bd. 1 (Berlin/Weimar 1980) S. 231
Hermann Fischer, Beiträge zur Litteraturgeschichte Schwabens (Tübingen 1891), S. 47
Rudolf Krauß, Schwäbische Litteraturgeschichte, Bd. 2 (Freiburg 1899), S. 413ff
Carl Lotter, Geschichte der Museumsgesellschaft (Stuttgart 1907), S. 2
Helmut Gruber-Ballehr, Die Bauten der Museums- und Harmoniegesellschaft in Südwest-Deutschland (München 1981), S. 8
Jürgern Hagel, Stuttgart vor 125 Jahren. Jubiläumsschrift des Verschönerungsvereins der Stadt Stuttgart, Stuttgart 1861–1986 (Stuttgart 1986), S. 16
J. E. Hartmann, Stuttgarts Gegenwart (Stuttgart 1847), S. 90
Hans Otto Eiben, Der volksthümliche deutsche Männergesang, seine Geschichte, seine gesellschaftliche und nationale Bedeutung (Tübingen 1855), S. 73; diese Rede Karl Pfaffs wurde am 4. Juni 1827 beim Ersten Deutschen Liederfest in Esslingen gehalten.
Schiller, Nationalausgabe, Bd. 20 (Weimar 1962), S. 412
Elben, Das Schillerfest in Schillers Heimath (Stuttgart 1859), S. 30ff
Bernhard Schubert, Der Künstler als Handwerker: Zur Literaturgeschichte einer romantischen Utopie (Königsstein 1986), S. 110; Schubert analysiert den Festumzug zu Dürers Geburtstag in Nürnberg wie er in Kellers “Grünem Heinrich” geschildert wird: die Masken und Gewänder der Bürger im Umzug sind “nicht Illusion, sondern Medien der Versinnlichung, der Vergegenwärtigung”. Schubert fährt fort: “Kein historischer oder gesellschaftlicher Riß trennt die Festakteure von der darzustellenden Welt, im Gegenteil: Eine überhistorische Identität des Volksgeistes, die aus der unverlierbaren und wesenhaften Objektivität gelebter Tradition, überlieferten Könnens und Wissens, verwurzelter Gewohnheiten, vorgefundener Normen und Sitten haftet, verbindet sie mit der spätmittelalterlichen Lebenswelt des alten Nürnbergs.”
Günter Hess, Panorama und Denkmal, in: Literatur der sozialen Bewegung, hrsg. v. Albert Martino (Tübingen 1977), S. 182
Ferdinand Kürnberger, Das Denkmalsetzen in der Opposition, in: Werke, Bd. 2, hrsg. v. Otto Erich Deutsch (München/Leipzig 1911), S. 312ff
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Fliegner, S. (1991). Das Bürgerliche Vereinswesen — der Organisierte Dilettantismus. In: Der Dichter und die Dilettanten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03354-3_6
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