Zusammenfassung
1835 entwirft Mörike seine erste Dichtung, die die Anthologia Graeca zum Vorbild hat: ein Distichengedicht auf das Grab von Schillers Mutter.1 Zur selben Zeit interessiert er sich wieder für das “Das Bacchusfest”, ein bereits 1828 entstandenes Gedicht mit antikischem Inhalt, und bearbeitet es neu: zum einen erhält das Gedicht den neuen Titel “Herbstfeier”, zum anderen wird die romantische Bildlichkeit, die allein vom inneren Gefühl erzeugt war, durch lebensweltliche Realität ersetzt. So endete in Mörikes erster Fassung von 1828 das Bacchusfest damit, daß sich die feiernden Landleute zur Ruhe begeben, indem sie “in das blaue Schiff der Nacht” treten.2 In seiner Überarbeitung, sieben Jahre später, läßt Mörike die Festgäste mit einem wirklichen Schiff in die Nacht gleiten: die “Verwandlung des etwas mystischen Schiffes (s. den lezt. Vers) in ein buchstäbliches geschah dem Publikum zu Liebe”3, so erklärt Mörike 1837 diese Änderung gegenüber Hermann Kurz, und er fragt Kurz, welche der beiden Fassungen in seiner Gedichtsammlung erscheinen solle:
Da Sie die Herbstfeier so gelungen finden so muß ich fragen: Wie sind Sie mit der Umarbeitung zufrieden? Zimmermann hat ohne mein Wissen den ursprüngl. Entwurf aus einem meiner alten Hefte abdrucken lassen. Es hat unstreitig auch sein Gutes. Doch ziehe ich die zweite Recension vor.4
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Notizen
Renate von Heydebrand, Eduard Mörikes Gedichtwerk (Stuttgart 1972), S. 201ff
Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Sämtliche Werke, hrsg. v. Wilhelm Michael (Weimar 1914), S.39
Friedrich Schiller, Werke, Nationalausgabe, Bd. 1, hrsg. v. Julius Petersen u. Friedrich Beißner (Weimar 1943), S. 194
Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Große Stuttgarter Ausgabe, Bd. 2, hrsg. v. Friedrich Beißner (Stuttgart 1951), S. 86
“Im Gegensatz zu den Gattungen des erhabenen Stils wie Epos, Tragödie, Ode hält die erotische Dichtung sich nicht im öffentlichen Raum auf, sie will nicht das Große, Allgemeine und Wahre darstellen, sondern das Kleine, Private und Verschwiegene.” Heinz Schlaffer, Musa iocosa (Stuttgart 1977), S. 101
Dorothee Nehring, Stadtparkanlagen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Geschichte des Stadtgrüns, Bd. IV), hrsg. v. Dieter Hennebo (Hannover, Berlin 1979), S. 129;
siehe auch für Stuttgart: Gustav Wais, Stuttgarts Kunst- und Kulturdenkmale (Stuttgart 1954) und
Hermann Götz, Der Verschönerungsverein der Stadt Stuttgart (Stuttgart 1961)
Robert Ranke-Graves, Griechische Mythologie, Bd. 1 (Hamburg 1960), S. 46
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Fliegner, S. (1991). Das Neue Programm: Die Antike. In: Der Dichter und die Dilettanten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03354-3_2
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