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Zusammenfassung

>Das hilflose Europa oder Reise vom hundertsten ins tausendste< nannte im Jahre 1922 Robert Musil einen Aufsatz, in dem er unter anderem schrieb:

Eine Unruhe. Deutschland wimmelt von Sekten. Man blickt nach RuBland, nach Ostasien, nach Indien. Man klagt die Wirtschaft an, die Zivilisation, den Rationalismus, den Nationalismus, man sieht einen Untergang, ein Nachlassen der Rasse. [28]

Der Zusammenbruch des wilhelminischen Imperialismus im Weltkrieg und der revolutionäre Auftakt von 1918, durch den so vieles bewegt und so weniges tatsächlich verändert worden war, versetzten das deutsche Geistesleben in eine nachhaltige Krise . Die Erfahrung, daβ die vielbeschworene abendlandische Tradition die Selbstzerfleischung Europas nicht hatte verhindern künnen, wurde durch die Vertragsbedingungen von Versailles in den Augen vieler Deutscher nur aufs neue bestätigt. Hinzu kam, daβ das ›Kulturbewutltseinc durch die siegreiche Russische Revolution äuβerst herausgefordert wurde, was mitunter die seltsamste Ambivalenz der Gefühle und der Parteinahme quer zu den politischen Fronten hervorrief. Charakteristisch hierfür ist eine Tagebucheintragung Thomas Manns aus dem Jahre 1919:

Meine Teilnahme wachst fiir das, was am Spartacismus, Kommunismus , Boischewismus gesund, menschlich, national , anti-en tentisch, anti-politiscb ist. [29]

Es scheint gerade diese -anti-politischee Sehweise zu sein, der sich, wie im FaIle des Heidelberger Soziologen Alfred Weber, die Russische Revolution gemeinsam mit den neu erwachenden asiatischen Nationalismen zu einem geradezu mythischen Vorgang verband.

On maudit l’idole totalitaire à Berlin, on le tolère à Rome, on l’exalte à Burgos. Est-ce qu’on nous prend pour des imbécils?

Georges Bernanos [27]

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Dorowin, H. (1991). Abendländer. In: Retter des Abendlands. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03351-2_2

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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