Zusammenfassung
Am Schluß von Platons Staat, dem Dialog über das gerechte Leben des einzelnen und der Polis, erzählt Sokrates vom kleinasiatischen Pamphylier Er. Dieser war im Krieg gefallen, erwachte aber auf dem Scheiterhaufen wieder zum Leben und berichtet von seinen Erlebnissen im Jenseits. Dort hatte der Pamphylier erfahren, welches Schicksal auf die gerechten und ungerechten Menschen wartet.[1] Als er mit den anderen Seelen ins Jenseits gekommen sei, hätten Richter ihr Urteil über die gerechten und ungerechten Seelen gesprochen und die einen nach oben zum Himmel, die anderen auf eine tausendjährige Wanderung unter die Erde geschickt. Er selber aber sei von ihnen zum »Boten für die Menschen über das Jenseits bestimmt worden. Der Pamphylier berichtet außerdem, wie andere Seelen von ihrem Aufenthalt aus dem Himmel und unter der Erde zurückgekommen sind und im Jenseits ihr Los für ein erneutes Leben gewählt haben. In ihrer Wahl des Lebensloses ist das Schicksal des Weltganzen und des einzelnen eng miteinander verbunden, wie der Spinnfaden und die Spindel. Im Mythos des Pamphyliers Er vergleicht Platon das Weltganze mit einer riesigen Spindel. Es setze sich als wulstiger Wirtel oder Spulenring aus den Scheiben der Planetenbahnen, der Fixsternbahnen und der Mondbahn zusammen.
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Anmerkungen
Platon, Staat 10, 614 b–621 d. Zitiert wird im folgenden nach der Übersetzung von Karl Vretska, Platon, Der Staat. Stuttgart 1958-
George Thomson, Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis. Berlin (DDR) 1980, S. 280.
Heinrich von Kleist, dtv-Gesamtausgabe Bd. 6, München 1964, S. 170.
Burrhus Frederic Skinner, Jenseits von Freiheit und Würde. Reinbek bei Hamburg 1973, S. 202.
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Martens, E. (1991). Lebensfäden der mächtigen Spinnerinnen. In: Der Faden der Ariadne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03336-9_5
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