Zusammenfassung
Die Untersuchung ist unabgeschlossen. Die Rekonstruktion einer historischen Interaktionsgrammatik und der Veränderungen einzelner Äußerungsregeln verlangt nicht nur die Fortsetzung in einer Bestandsaufnahme nonverbaler Interaktionsrituale und in einer funktionsgeschichtlichen Darstellung ihres Wandels. Inkomplett erweist sich am Ende auch die Analyse der sprachlichen Höflichkeitsformen. Verzichtet werden mußte auf die Darstellung der historischen Transformation weiterer Komplimentetypen wie der Begrüßung und Verabschiedung, der Gratulation und Empfehlung oder des im heutigen Sinn galanten Kompliments, insofern es Veränderungen der Geschlechterbeziehung spiegelt. Sprach- und stilgeschichtliche Evolutionen der einbezogenen Sprechaktfamilien konnten nur sehr stiefmütterlich behandelt werden. Die zunehmende Formelhaftigkeit des rituellen Sprechens müßte im Sinn der historischen Sprachwissenschaft noch wesentlich genauer analysiert werden. Verschiebungen im Verhältnis von Muttersprache und Fremdsprache setzen sich im altdeutschen Raum erkennbar vom Barock zur Aufklärung durch. Eine Zurücknahme fremdsprachlicher Elemente kennzeichnet die Entwicklung im 18. Jahrhundert. Stilistisch läßt sich eine Entbü-rokratisierungstendenz beobachten, die in einer Abkehr vom Kanzleistil und der Hinwendung zur Umgangssprache durchschlägt. Der Begriff »Compliment« verengt sich im 18. Jahrhundert von mündlichen und schriftlichen Texten auf die gesprochene Sprache.
Rights and permissions
Copyright information
© 1990 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Beetz, M. (1990). Schlussbemerkung: Offene Fragen. In: Frühmoderne Höflichkeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03333-8_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03333-8_15
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00723-0
Online ISBN: 978-3-476-03333-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)