Zusammenfassung
Wir nähern uns dem Abschluß dieses ersten Bandes, der den Untertitel tragen könnte: Subjekt und Objekt der Theorie. Die Deduktion der Systematik jedenfalls, in der dies alles seine ganz bestimmte Stelle hat, ist damit abgeschlossen. Nur die Folgen, die sie nach sich zieht, gilt es in Form von Folgerungen eigens noch herauszustellen, weil sie, wenn auch auf den ersten Blick vielleicht befremdlich, so doch zwingend sind.
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Notizen
Wie von selbst ergibt sich Ihnen damit die Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen einem anderen eigenen und einem anderen fremden Selbstbewußtsein, weil ein jedes davon für das Selbstbewußtsein der Erkenntnis von ihm eben grundsätzlich ein anderes als es sein muß. Und so kann auch nur Selbstbewußtsein der Erkenntnis eines anderen eigenen Selbstbewußtseins Selbsterkenntnis sein, wogegen Selbstbewußtsein der Erkenntnis eines anderen fremden Selbstbewußtseins eben gleichfalls Fremderkenntnis ist.
Und so liegt denn eben darin auch der letzte Grund, weshalb ein Zeichen niemals Zeichen seiner selbst zu sein vermag.
Wie selbst Kant noch irreführend formuliert, vgl. z.B. Bd. 20, S. 270.
Diesen Stand statt Gang der Dinge finden Sie denn mittlerweile auch schon bis zum Überdruß bezeugt bei M. Frank in Selbstbewußtseinstheorien von Fichte bis Sartre, Frankfurt a.M. 1991, und in Selbstbewußtsein und Selbsterkenntnis, Stuttgart 1991.
Vgl. dazu unten § 33, S. 1008f.
Vgl. oben S. 950, Anm. 4.
Notizen
Seit Descartes’ Meditationen (I 4, 6; II 2, 3, 6; VI 3f., 9) scheint dies alles noch bis heute undurchschaut zu sein (vgl. z.B. K. Cramer, Aporien der cartesischen Auffassung des Verhältnisses zwischen Körper und Geist, in: F. Cramer (Hg.), Erkennen als geistiger und molekularer Prozeß, Weinheim 1991, S. 8 ff.).
Vgl. vorige Anm.
Bd. 4, S. 274.
Vgl. dazu oben § 19, S. 504 ff.
Auch über dieses Negative aber, daß ein Subjekt seinen Körper, nämlich seine Hand zum Beispiel nicht wie mittels seiner Hand den Hammer in Bewegung oder Ruhe setzt, kommt man bis heute nicht hinaus. Denn zum entsprechend Positiven vorzudringen, daß ein Subjekt vielmehr nur als autonom-unmittelbare Selbstverwirklichung der Selbstverkörperung in einem Körper diesen in Bewegung oder Ruhe setzen kann, ist man aus Mangel jeder Einsicht in den Ursprung und das Wesen jener hochkomplexen Form von Zeit und Raum nicht in der Lage.
Vgl. dazu oben Teil 1, § 12.
Denn auch erst dann wird vollauf deutlich, wie allein es längst vergangene Wirklichkeit, die wir nicht wahrgenommen haben und mithin auch nicht erinnern können, für uns geben kann, nämlich desgleichen nur aus jeweils hier und jetzt durch uns verwirklichter heraus, das heißt, nur als aus hier und jetzt verwirklichten »Belegen« oder »Zeugnissen« erschlossene, die hier und jetzt gerade nicht mehr wirklich ist.
Nur heißt, dies einzusehen, eben, jenen Kinderglauben abzulegen, was uns freilich um so schwerer fällt, als wir von ihm geradezu benommen sind, wie die Bedeutungen solcher Bezeichnungen erweisen. Denn als wirklich gelten kann grundsätzlich nur das jeweils hier und jetzt als »Wahrgenommenes« durch »Wahrnehmung« jeweils Erwirkte, nämlich als Erfolg durch sie als Intention jeweils Erzielte. Etwas auch noch dann für wirklich halten, wenn es hier und jetzt gerade nicht als »Wahrgenommenes« durch »Wahrnehmung« erwirkt wird, nämlich nicht als ein Erfolg durch sie als Intention erzielt wird, ist und bleibt darum eine durch nichts gerechtfertigte oder zu rechtfertigende Kühnheit. Nur erklären läßt sie sich, nämlich weil wir, verwöhnt durch überwiegenden Erfolg und damit blind vor soviel Wirklichkeit, der Wesenheit von ihr als dem Erfolg durch uns auch überwiegend unansichtig sind und bleiben.
Vgl. z.B. I. Rock, Wahrnehmung, Heidelberg 1985, S. 19, S. 21, S. 23, S. 25; ferner L.C. Epstein, Epsteins Physikstunde, 2. Aufl. Berlin 1988, S. 373.
Vgl. I. Rock, a.a.O., S. 23.
A.a.O., S. 19.
Vgl. oben § 31, S. 948ff.
Vgl. z.B. oben §31, S. 950.
Vgl. dazu oben § 31, S. 948.
Die Formulierung »fälschliches Vergegenständlichen« war sonach in der Tat nur vorläufige für Verfehlen, das kein Treffen und mithin auch kein »Vergegenständlichen« sein kann und damit auch kein »fälschliches« Vgl oben S. 978.
Wozu Sie auch von jenen ganz und gar nicht müden Physikern etwas zu hören bekommen. Vgl. oben § 30, S. 932, Anm. 17.
Notizen
Entsprechend falsch ist es denn auch, die Autos beispielsweise, die wir hören, wenn sie tönen, als das eigentlich Gehörte fallen zu lassen und durch »Tönen« oder »Töne« als das angeblich Gehörte zu ersetzen. Denn gerade dann, wenn damit etwas Anderes als diese Autos selbst bezeichnet sein soll, kann es sich dabei nur um die Tonempfindung handeln. Sie jedoch vermag als solche selbst durchaus nicht auch noch ihrerseits zu tönen und darum nicht auch noch ihrerseits gehört zu werden. Denn sie kann durchaus nicht auch noch ihrerseits so etwas wie ein Auto sein.
Zu Gefühl gibt es deswegen zwar den Reflexionsbegriff »Gefühl«, genauso wie zu Grünempfindung oder Grünanschauung auch die Reflexionsbegriffe »Grünanschauung« oder »Grünempfindung«. Zu Gefühl gibt es jedoch durchaus nicht auch noch den Begriff von etwas in der Außenwelt wie »grün« bei Grünempfindung oder Grünanschauung auf der zweiten Stufe, der kein Reflexionsbegriff ist, sondern eben ein »empirischer« Begriff.
Dazu sollten Sie noch einmal jenen alles andere als müden Physikern Beachtung schenken. Vgl. oben § 30, S. 932, Anm. 17.
Dies steht denn auch in auffälliger Übereinstimmung damit, daß zur Verlautbarung oder Verschriftlichung von Zeichen oder Sprache ein Objekt als etwas Anderes als ich und so auch ich schon immer Thema oder Gegenstand für mich als Selbsterkenntnis meines Selbstbewußtseins sein muß. Als Veränderung eines Objekts und damit eines Anderen zu einem andern Anderen muß nämlich die Verlautbarung oder Verschriftlichung von Zeichen oder Sprache auch schon immer Praxis oder Handlung sein. Vgl. oben §31, S. 952f.
Wie Ihnen nicht entgehen wird, wenn Sie hiermit etwa S. 387 aus dem Ersten Teil vergleichen, hat sich dies als eigentlich spezifische Differenzierung zwischen Mensch und Tier desgleichen erst im Lauf des Zweiten Teils ergeben.
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Prauss, G. (1993). Wir als von uns auf uns Reflektierende. In: Die Welt und wir. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03314-7_4
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