Zusammenfassung
Die zuletzt gestellten schwierigeren Fragen werden wir, verehrter Leser und verehrte Leserin, erst später zu beantworten vermögen, nämlich erst nachdem wir auf die einfacheren, die ihnen zugrunde liegen, werden Antworten gefunden haben. Denn vergleichsweise sogar die einfachsten, welche zuallererst auf Antwort dringen, sind für sich schon derart schwierig, daß vor ihnen die noch schwierigeren einstweilen zurückzustehen haben.
Notizen
So B. Erdmann, nachH. Vaihinger, Kommentar zu Kants »Kritik der reinen Vernunft«, 2. Aufl. Stuttgart 1922, Bd. 2, S. 160.
Die Verlegenheit bezüglich dieses Raumes dauert an, was Sie daraus ersehen, daß man für ihn auch heute noch kein Wesensmerkmal anzugeben weiß, ja diese wesentliche Wissenslücke nicht einmal zu kennen scheint. Denn unbekümmert pflegt man dieses unspezifische und darum als sein Wesensmerkmal unhaltbare »Nebeneinander« fortzuschreiben. So z. B. R. Carnap, Der Raum, Berlin 1922, S. 30;
ferner W. Büchel, Philosophische Probleme der Physik, Freiburg 1965, S. 16, S. 117f., S. 142ff., S. 184f., S. 213 f., S. 218f., S.224f., S.227f.;
C.F. v. Weizsäcker, Aufbau der Physik, München 1985, S. 158, S. 391.
G. Prauss, Kant über Freiheit als Autonomie, Frankfurt 1983, § 10.
So seit F. Brentano (Psychologie vom empirischen Standpunkt, Wien 1874, vgl. z. B. Band 1, Buch 2, Kap. 1, § 5)
und E. Husserl (Logische Untersuchungen, Halle 1913, vgl. z. B. V § 9–13).
In diesem Sinne hätte wie schon K. Lorenz (Die Rückseite des Spiegels, München 1973, bes. S. 9–32) auch noch mancher andere,
vornehmlich G. Vollmer (Evolutionäre Erkenntnistheorie, Stuttgart 1974, 3. Aufl. 1981, bes. S. 126ff.) gut daran getan, ›bei seinem Leisten zu bleiben‹.
Tief beschämend für so manchen Philosophen sind es heute Physiker, die sich darauf besinnen, daß Gedanken als ein Wahres oder Falsches nur grundsätzlich anderem als naturalem Schaffen ihr Entstehen zu verdanken haben können. Vgl. z. B. P. Davies, Die Urkraft, Hamburg 1987, S. 263f.
Pflege man, und nicht nur in der Presse, sondern auch in der Naturwissenschaft noch so oft auf diese Art gedankenlos zu reden. Vgl. als ein Beispiel von unzähligen: Evolution, eingel. von E. Mayr, 6. Aufl. Heidelberg 1986, S. 16, S. 40, S. 68, S. 76, S. 144, S. 147, S. 151; im selben Sinn auf S. 143 auch noch »wollen« und »versuchen«.
In der Weise solcher Neuigkeiten, wie man sie auf einschlägigen Tagungen »interdisziplinär« zu tauschen pflegt, weiß auch H. G. Hoppe von »Erkenntnis« zu berichten, die, »und zwar auf allen Stufen des Lebendigen« jeweils »ermöglicht« werde durch »aktive Zuwendung« (Die Bedeutung der Empirie für transzendentale Deduktionen, in: Kants transzendentale Deduktion und die Möglichkeit von Transzendentalphilosophie, hg. Forum für Philosophie Bad Homburg, Frankfurt 1988, S. 128).
Dazu jetzt zusammenfassend D. Sturma, Kant über Selbstbewußtsein, Hildesheim 1985, Kap. V und VI.
Dies nachzuholen habe ich versucht in meiner Arbeit Kant und das Problem der Dinge an sich (Bonn 1974, 3. Aufl. 1989).
Bedenken äußert jedenfalls auch C. F. von Weizsäcker, vgl. Die Einheit der Natur, München 1971, S. 434.
In dieser Hinsicht von Philosophie als angeblicher bloßer Sprachkritik im Sinne Wittgensteins muß mancher Philosoph zu seiner Schande jetzt von einem Physiker sich sagen lassen: »Was für ein Niedergang für die große philosophische Tradition von Aristoteles bis Kant!« (St. W. Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit, Hamburg 1988, S. 217).
W. Stern, Psychische Präsenzzeit, in: Zeitschrift f. Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, 13, 1897, S. 325ff.
Vgl. Hegel, Wissenschaft der Logik, (hg. Lasson), Bd. 1, Leipzig 1951, S. 191.
Wohlgemerkt: als Aufbaustück der Linie, will sagen, in die Linie als Konti-nuum selbst bruchlos integrierter Punkt, und nicht etwa als aktual-diskreter, als der Punkt in ihr stets erst durch Schnitt in ihr auftreten kann, weil Linie als Kontinuum gerade nicht etwa »Punktmenge« ist. Und diese Punktualität von ihr als Kontinuität meint auch der Geometer, wenn er beispielsweise sagt, die Linie sei »unendlich dünn« (O. Perron, Nichteuklidische Elementargeometrie der Ebene, Stuttgart 1962, S. 11).
Nicht allein von Mathematikern und Geometern, sondern selbst von Physikern wird solches Auftreten von Linie als Punkt geradezu als eine Selbstverständlichkeit betrachtet (vgl. z. B. H. Weyl, Raum, Zeit, Materie, 6. Aufl., Berlin 1970, S. 173f.). Und in der Tat: Weil er sie letztlich nur als ideale Stellvertreter für empirische Objekte unserer Außenwelt ansieht, gehört es sozusagen zu des Geometers täglichem Brot, geometrische Gebilde sich auch in Bewegung wie zum Beispiel Drehung und Verschiebung vorzustellen und die Folgen davon zu erwägen. Was dem Geometer recht ist aber muß dem Philosophen billig sein. — Vgl. dazu auch schon Platon, Parmenides 137 E 3 f.
Vgl. z. B. W. Büchel, Philosophische Probleme der Physik, Freiburg 1965, S. 142ff.
J. Habermas, Nachmetaphysiscbes Denken, Frankfurt 1988, S. 28, vgl. S. 53.
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Prauss, G. (1990). Die Welt und Wir als Nichtempirischer Zusammenhang. In: Die Welt und wir. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03313-0_3
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