Zusammenfassung
Das oft beschworene Bild von den »Goldenen Zwanziger Jahren« trügt. Am Anfang stand der militärische und politische Zusammenbruch des Kaiserreichs als Folge des zwar mit Begeisterung begonnenen, aber zuletzt verlorenen Weltkriegs, die Erschütterung traditioneller Werte und Normen und die gescheiterte Novemberrevolution, am Ende der Verfall der Demokratie und die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die Tatsache, daß die neuen demokratischen Herrschaftsformen, die an die Stelle der abgewirtschafteten alten monarchischen Ordnung traten, nicht auf einem klaren Willensbildungsprozeß der Bevölkerung beruhten, sondern sich als Ergebnis des militärischen Zusammenbruchs einstellten, erwies sich als eine nicht minder schwere Hypothek für die politische Zukunft wie die Tatsache, daß der Bruch mit der alten Ordnung in der Realität nicht so radikal vollzogen wurde, wie er in der Verfassung kodifiziert worden war. Tatsächlich lebten die antidemokratischen Traditionen des Kaiserreichs und des alten Obrig-keitsstaats in der Weimarer Republik in sehr viel stärkerem Maße fort, als dies Zeitgenossen auf den ersten Blick deutlich gewesen sein mag.
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Beutin, W. et al. (1989). Literatur in der Weimarer Republik. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03284-3_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03284-3_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00667-7
Online ISBN: 978-3-476-03284-3
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