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Gegenwelten pp 139–146Cite as

Zwischenkapitel

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Zusammenfassung

Jürgen Habermas definiert die Moderne als Ablösung von den Normen der Vergangenheit, als einen Prozeß der Entfremdung und Entzweiung mit der Wirklichkeit, der sich nicht zuletzt in den Sozialutopien manifestiere. Die Moderne steht nach der »Ablösung exemplarischer Vergangenheiten« vor dem Problem, »alles Normative aus sich selber zu schöpfen«.[1] Die Aufklärung im Vorfeld der französischen Revolution greift mit abstrakten Forderungen das alte Regime an, das sich allein auf seine Positivität und seinen Überlieferungszusammenhang berufen kann. Die Verbindlichkeit dieser Überlieferung wird vor dem Richterstuhl des vernünftigen Subjekts nicht mehr anerkannt. Die Moderne negiert die alten Rechte und verlangt ein Handeln, das sich aus sich selbst begründet. Hegel: »Das Bild besserer, gerechterer Zeiten ist lebhaft in die Seele des Menschen gekommen, und die Sehnsucht, ein Seufzen nach einem reineren, freieren Zustand hat alle Gemüter bewegt und mit der Wirklichkeit entzweit.«[2] Das Wirkliche wird so zum Nicht-Vernünftigen und das Vernünftige zum Unwirklichen.

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Anmerkungen

  1. Jürgen Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen. Frankfurt 1985, S. 31. Vgl. zur Selbstbegründungsproblematik der Moderne S. 31–35.

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  2. Lars Gustafssohn: Utopien. Essays. München 1970, S. 95: »Und so wie derjenige, der nachts oder nach Geschäftsschluß durch ein menschenleeres Kaufhaus geht, meint, den Menschen von hinten zu sehen, einen Negativ-Abdruck des Menschen (eine Art Mensch) und seiner Situation (eine Art menschlicher Situation) in den Gegenständen und Werkzeugen zu sehen, die der Mensch begehrt und hegt, oder von denen doch erwartet wird, daß er sie begehrt und hegt, so ist dieses Einkaufszentrum der Negativ-Abdruck einer bestimmten Art Mensch.«

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Müller, G. (1989). Zwischenkapitel. In: Gegenwelten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03279-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03279-9_7

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00661-5

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