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Exkurs: Joachim von Fiore

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Gegenwelten

Zusammenfassung

Mit dem Titel »Wunschräume und Wunschzeiten« hat Alfred Doren Grundformen des Utopischen bezeichnet: die chiliastische Tradition und die von Thomas Morus inaugurierte Raumutopie. Obwohl der Geist und die Form dieser Modelle weit voneinander entfernt sind, erstrebten beide »Erlösung der leidenden Menschheit jenseits der realen Welt der sinnlichen Erfahrung«. Während jedoch Morus diese Erlösung durch die »willkürliche Bildprojektion eines Wunschraums auf eine imaginäre geographische, eben noch möglich erdachte, Fläche« erträume, suche die andere Grundform »durch die ideale Verlängerung« der Zeit den Weg zu einem »imaginären, irgendwo an den Grenzen der Zeit liegenden Wunschziel«.[1]

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Anmerkungen

  1. Alfred Doren: Wunschzeiten und Wunschräume (1924/25). In: Utopie. Begriff und Phänomen des Utopischen. Hrsg. u. eingeh v. Arnhelm Neusüß. Neuwied, Berlin 1968, S. 126.

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  2. Vgl. Arnhelm Neusüss (Hrsg.): Utopie. Begriff und Phänomen des Utopischen. Neuwied 1968, S. 33 (Einleitung).

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  14. F. Seibt: Utopica. Modelle totaler Sozialplanung. Düsseldorf 1972, S. 24. »Joachim und Thomas Morus haben beide auf ihre Art nahezu geschlossene Gesellschaftsmodelle entworfen. Auch in anderer Weise bemüht um die menschliche Vollendung im Diesseits, sind beide im Jenseits nach katholischer Auffassung zum ›endgültigen Heilszustand‹ gereift; seliggesprochen der eine, der andere gar zum Heiligen und Märtyrer erklärt.« (ebd., S. 24)

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  15. Hans Freyer unterscheidet den Chiliasmus trotz seiner diesseitigen Ortsbestimmung der Verheißung »grundsätzlich von der Utopie«. Denn das »tausendjährige Reich wird nicht gegründet, sondern es ›kommt‹. Es liegt nicht irgendwo, es ereignet sich. Es wird nicht entdeckt, sondern es wird erwartet, weil es geweissagt ist.« Wilhelm Kamiah wiederholt die Unterscheidung Hans Freyers und fügt hinzu: »Der Utopist kritisiert mangelhafte Institutionen und stellt ihnen bessere, ja optimale Institutionen gegenüber. Die eschatologische Hoffnung dagegen überläßt die gegenwärtige Welt mit all ihren Mängeln dem Untergang und erwartet eine neue bessere Welt, in der es der Institutionen nicht mehr bedürfen wird«. Kamlah berücksichtigt nicht Fiores »Dispositio novi ordinis» : dieser Orden ist die Institution der Vorbereitung auf das Tausendjährige Reich (H. Freyer: Die politische Insel. Eine Geschichte der Utopien von Platon bis zur Gegenwart. Leipzig 1936, S. 82f

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Müller, G. (1989). Exkurs: Joachim von Fiore. In: Gegenwelten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03279-9_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03279-9_13

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