Zusammenfassung
Allegorisierung hat Reduktion der Individualität zum Resultat. Daß dieser Zusammenhang die (un-) dramatische Form und den Figurenentwurf von Faust II bestimmt, hat zuerst — man darf hinzufügen: auch zuletzt — Christian Hermann Weiße erkannt. »Gleich den Personen dieses Maskenspieles [der Mummenschanz] sind die Personen des ganzen zweiten Drama fast mehr Masken, verkleidete, phantastisch aufgezierte Allgemeinbegriffe, als dramatische Personen im eigentlichen Sinne, d. h. individuelle, durchaus menschlich bestimmte und sittlich motivierte Charaktere.« [196] Aus der Verbindung von Masken und Allgemeinbegriffen gehen Allegorien hervor. Darum greift Nietzsche, in dessen Charakteristik von Goethes Spätstil die Weißeschen Gegensatzpaare Individuen — Masken, menschlich — allgemein wiederkehren, zu dem Ausdruck »allegorisch«: »Nicht Individuen, sondern mehr oder weniger idealische Masken; keine Wirklichkeit, sondern eine allegorische Allgemeinheit.« Allerdings verwischt Nietzsche diese Einsicht, wenn er fortfährt: »Zeitcharaktere, Lokalfarben zum fast Unsichtbaren abgedämpft und mythisch gemacht.« [197] Denn mythische Personen besitzen eine selbständige Existenz vor und außerhalb der einzelnen Dichtung, weshalb sie in mehreren Werken wiederkehren können.
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Schlaffer, H. (1998). Die Form der Allegorie in Faust II. In: Faust Zweiter Teil. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03273-7_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03273-7_10
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01619-5
Online ISBN: 978-3-476-03273-7
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