Zusammenfassung
Mit den Romantikern, Byron, Barbey d’Aurevilly, Baudelaire u. a. teilt Villiers de l’Isle-Adam seine tiefe Verachtung für den Bourgeois, der ihm als Inkarnation philisterhafter, utilitaristischer und letztlich kunstfeindlicher Mentalität erscheint. Die geist-aristokratische Haltung des Dandys, wie sie Baudelaire beschrieben hat, gründet bei ihm jedoch zugleich in einem aristokratischen Standesbewußtsein, das seinen Hang zu reaktionären Tendenzen nicht verleugnen kann. Darüber vermag auch das kurze Techtel-Mechtel mit der Commune 1870 nicht hinwegzutäuschen. Dieser Sproß aus einer altehrwürdigen aristokratischen Familie, der »uradelige Titelerbe des letzten Großmeisters von Rhodos, aus einer von Karl V. zu Fürsten des Heiligen Römischen Reiches erhobenen Familie, der zweiundzwanzigfache Graf Villiers de l’Isle-Adam, geboren in der seit alters sagenumwobenen, zu Jenseitsfahrten übers Meer einladenden Bretagne« [1], hat letztlich den Machtverlust der Familie seit der Französischen Revolution nicht verwunden. Die Diskrepanz zwischen aristokratischem Herrscherbewußtsein, elitärem Kastengeist und ökonomischer Misere, d.h. letztlich politischer Ohnmacht und gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit, prägt sich seinem literarischen Werk ein.
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Gnüg, H. (1988). Dandysmus und der Traum von der künstlichen Frau: Villiers de l’Isle-Adams Roman »Eve Future«. In: Kult der Kälte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03260-7_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03260-7_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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