Zusammenfassung
Bibliotheken und Bibliothekare erwecken selten das Interesse einer breiten Öffentlichkeit, geschweige, daß sie diese in Erregung versetzen könnten. Das spiegelt sich auch in der modernen Literatur. Die Passagen über die kaiserliche Bibliothek in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften oder die tolle Geschichte der Bücherschlacht im Lesesaal einer Frankfurter Bibliothek in Herbert Heckmanns Knockout in neun Runden sind geradezu Ausnahmen. Nur in Umberto Ecos vielzitiertem Roman Der Name der Rose geht es um die Geheimnisse einer Bibliothek, um die Verteidigung des Arcanums, die Aufrechterhaltung der Ordnung eines Bücherlabyrinths, für die nicht nur fünf Mönche ihr Leben lassen, sondern auch die Abtei selbst schließlich zugrundegeht. Die mittelalterliche Bibliothek als weltfeindliches, verbergendes Instrument zur Erhaltung eines erstarrten kirchlichen Regiments ist das Gegenbild heutigen bibliothekarischen Selbstverständnisses. Aber ist dies allgemein bewußt? Wird nicht immer noch der auf der Bücherleiter versunken lesende Bibliothekar auf Carl Spitzwegs Bild zum Inbegriff eines Berufsbildes genommen, unter dem man sich den von früh bis spät lesenden Bücherwurm vorstellt? Sind also Bibliotheken nicht immer noch von einem Schimmer von Geheimnissen umgeben? Was wissen eigentlich Außenstehende von den Bibliotheken und Bibliothekaren? Kennt man die Probleme, ja Krisen dieser uralten Kulturinstitute und ihrer Verwalter, der Bibliothekare? Ist nicht Aufklärung immer erneut geboten, um die Bibliotheken und ihre Aufgaben vorzustellen?
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Raabe, P. (1986). Bücherwelt und Lesekultur. In: Die Bibliothek als humane Anstalt betrachtet Plädoyer für die Zukunft der Buchkultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03226-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03226-3_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00594-6
Online ISBN: 978-3-476-03226-3
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