Zusammenfassung
Jungen werden für den künftigen Beruf erzogen. Mädchen erzieht man damals (und noch lange) für den künftigen Mann, sieht ihre »natürliche« Bestimmung in der Rolle einer Frau und Mutter. Sie sollen gut wirtschaften können und häuslich, fromm, selbstlos, sanft sein. Sie dürfen etwas wissen, aber eher zuwenig, als zuviel, und sie dürfen etwas lesen, aber nur Lehrreiches und moralisch Nützliches — wenn alle Arbeit getan ist. Vor allem andern aber müssen sie lernen, gefällig zu sein und zu gefallen, damit sie ihr einziges Lebensziel, die Heirat, erreichen. Als Erwachsene hat sich Charlotte manchmal in sehnsüchtigem Übereifer mit diesem Rollenbild identifiziert, in Briefen, in denen sie ein Loblied auf haushälterische Tätigkeit singt und sich bei der aufopfernden Pflege ihrer kranken Kinder vorstellt, in dem Romanversuch »Cornelia«, in dem sie eine Dame sagen läßt: »Man tadelte, daß wir so wenig Unterweisung erhielten, doch was man den Frauen zu lehren meint, ist doch nur Spreu oder eitel Schnitzwerk. Unwissenheit ist Unschuld.« Oder auch: »Hätte ich Romane und Chimären gekannt, so hätten mich wohl törichte Träume irregeführt, so aber war ich einfältig; den schlichten Tag hindurch war mein Tun einzig häuslicher Sorgfalt gewidmet; es gab immer zu erwägen und zu schaffen.«
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Naumann, U. (1985). Lese-Leben. In: Charlotte von Kalb. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00567-0
Online ISBN: 978-3-476-03202-7
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