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Die Beweise und ihre Fundstätten

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Zusammenfassung

Die Suche nach Gedanken, Argumenten und Beweisen, die man besser inventorische Forschung nennt, weil sie methodisches Vorgehen ebenso wie Findigkeit und Einfallsreichtum erfordert, zielt auf das Finden und Erfinden möglichst aller zweckdienlichen sich aus einer Sache ergebenden Möglichkeiten zu ihrer rednerischen Ausführung. Der Autor wird sich also zunächst so umfassend wie möglich über das ihm gestellte Thema, seinen Fall informieren. Cicero, die Gerichtsrede als Beispiel vor Augen, schildert sein praktisches Vorgehen: »Ich für mein Teil bemühe mich zumeist darum, daß jeder mich selbst über sein Anliegen unterrichtet und daß kein anderer dabei ist, damit er um so freier reden kann. Dabei vertrete ich gewöhnlich den Standpunkt des Gegners, damit er seinen eigenen verteidigt und alles vorbringt, was er sich zu seinem Fall gedacht hat. So übernehme ich, wenn er gegangen ist, vollkommen unparteiisch drei Rollen in einer einzigen Person, die meine, die des Gegners und die des Richters. Wenn ein Gesichtspunkt derart ist, daß er mehr nützt als schadet, beschließe ich ihn vorzubringen; das, worin ich mehr Negatives als Positives finde, verwerfe ich vollkommen und lasse es beiseite. Damit erreiche ich, daß ich erst überlegen kann, was ich zu sagen habe, und dann rede. Diese beiden Dinge tun die meisten im Vertrauen auf ihr Talent gleichzeitig. Doch würden sie bestimmt erheblich besser reden, wenn sie der Meinung wären, sie sollten sich erst Zeit zum Überlegen und dann zum Reden nehmen. Sobald ich einen Fall und Sachverhalt erst gründlich kenne, zeigt sich mir sogleich der springende Punkt in der Auseinandersetzung. Denn es gibt keine Auseinandersetzung zwischen Menschen, mag der Kern in einem Schuldvorwurf bestehen, wie bei einer Untat, oder in einem Rechtsstreit, wie bei einer Erbschaft, oder in einer Überlegung, wie bei einem Krieg, oder in einer Persönlichkeit, wie bei einer Lobrede, oder in einem Meinungsstreit, wie bei der Frage nach der rechten Lebensweise, es gibt nichts, wobei man nicht entweder fragt, was war, beziehungsweise ist und sein wird, oder welcher Art es ist, oder wie es bezeichnet wird.« (Cic. de or. 2, 102–104)

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© 1986 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Ueding, G., Steinbrink, B. (1986). Die Beweise und ihre Fundstätten. In: Grundriß der Rhetorik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03194-5_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03194-5_9

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00557-1

  • Online ISBN: 978-3-476-03194-5

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